Von Markus Brändle, Kardorf - 'Wir machen eine Kolk-Schutzmaßnahme', erklärt der Fachmann - und der Laie staunt: 52 Meter weit ragt der Kran-Ausleger vom Ufer in den Bereich unterhalb des Iller-Stauwehrs bei Kardorf. Unter Wasser hantiert ein Taucher. Er dirigiert den Rüssel einer Beton-Schlauchleitung so, dass ein großes Wasserloch (ein sogenannter Kolk) in der Sohle der Iller möglichst effektiv ausgebessert wird. Stattliche 55 Meter lang und 15 Meter breit ist das Loch, das durch die Hochwasser-Ereignisse der vergangenen Jahre im Tosbecken unterhalb des Stauwehrs entstanden ist. Dieser 'Kolk' wird mit Beton ausgegossen. Damit soll verhindert werden, dass die Sohle der Iller weiter ausgespült wird und sich irgendwann auch die Uferbefestigung losreißt.
'Nichts Alltägliches' 'Man lernt nie aus, das ist nichts Alltägliches', sagt ein Mitarbeiter des Kieswerkes Karl Häring in Heimertingen, das den Beton ankarrt. Und zwar in ziemlichen Mengen: Allein im Lauf des gestrigen Tages wurden 450 Kubikmeter des stabilisierenden Gemisches eingearbeitet. Insgesamt erfordern die Befestigungsmaßnahmen beim Kardorfer Wehr rund 800 Kubik Beton, wie Firmenchef Josef Häring erläutert. Es handelt sich dabei um einen Beton mit einem Zusatzmittel, das verhindern soll, dass sich der Beton unter Wasser in seine Bestandteile auflöst. Auftraggeber für die Reparaturarbeiten am Stauwehr sind die Lechwerke (LEW). Sachgebietsleiter Ralf Klocke unterstreicht die Notwendigkeit der Unterwasser-Betonsohle. Zusätzlich werde der Bereich um das Tosbecken mit Wasserbausteinen befestigt, die ihrerseits wieder 'verklammert' werden. So soll verhindert werden, dass die Iller weiter 'eintieft'. Allein durch das Hochwasser von 1999 hatte sich die Iller um 2,50 Meter weiter eingegraben. Zitat Wir geben uns besonders Mühe, auch die naturschutzfachlichen Belange und die Fischerei zu berücksichtigen.} Ralf Klocke, Leiter des Sachgebietes Ingenieur- und Wasserbau bei den Lechwerken Die Wasserbausteine haben eine Kantenlänge bis 1,20 Meter und wiegen fast eine Tonne. Das Hochwasser, weiß LEW-Mann Klocke aus Erfahrung, entwickelt eine solche Kraft, dass die tonnenschweren Steine bis zu hundert Meter weit mitgerissen werden. Abgestimmt ist die Bau-Aktion mit dem Bezirksfischereiverein Memmingen, mit dem Wasserwirtschaftsamt und mit der Unteren Naturschutzbehörde. Regie führt bei den Baumaßnahmen an der 'Iller-Kraftwerk Stufe VIII Lautrach' (so die offizielle Bezeichnung) die Münchner Baufirma Wayss + Freytag. Fünf Stunden lang war Matthias Groß gestern vormittag unter Wasser aktiv, unterbrochen nur durch eine 'Pippipause', wie er sagt. Für Groß und Co. sind die Arbeiten in der Iller Routine. Er zählt zum Trupp der Firma 'Nordseetaucher' aus Hamburg, die in der jüngeren Vergangenheit schon mehrfach Sanierungsaktionen an anderen Staustufen der Iller dirigiert hat. Um die Mittagszeit ließ Groß sich von einem Kollegen ablösen.