Von Ingrid Grohe |LindenbergMit einem noch umfangreicheren Festakt als üblich ist am Freitag die 42. Westallgäuer Kunstausstellung im Lindenberger "Löwen"-Saal eröffnet worden. Das Publikum im vollbesetzten Foyer erlebte die Ehrungen von drei herausragenden Persönlichkeiten: Professor Herbert Wiedemann wurde von seiner Heimatstadt der Kulturpreis verliehen, die Stadt Lindenberg würdigte außerdem Ursula Schickle mit dem Ehrenring, und die Volksbank Lindenberg zeichnete den Bildhauer Günther Schrade mit dem Westallgäuer Kunstpreis aus (siehe auch weitere Artikel auf dieser Seite).
Über die Jahre haben sich bei der Eröffnung der Westallgäuer Kunstausstellung ein paar kleine Rituale entwickelt. So streuen die zahlreichen Redner mit Vorliebe große Worte großer Geister in ihre Ansprachen ein - heuer kam auf diese Weise in Lindenberg Pablo Picasso gleich dreimal zu Wort. Bürgermeister Johann Zeh stellte den bedeutenden Spanier vor mit folgendem Zitat: "Was ist Kunst? - Wenn ich es wüsste, würde ich es für mich behalten". Auch Schirmherr Landrat Elmar Stegmann bemühte den Mitbegründer des Kubismus, um dann die Bedeutung der größten Sammelausstellung im Landkreis Lindau mit eigenen Worten zu beschreiben. "Die Westallgäuer Kunstaussstellung verschafft den Künstlerinnen und Künstlern der Region Gehör", so Stegmann. Und schließlich zitierte auch noch VHS-Vorsitzender Werner Nottberg Picasso, bevor er die 42. Westallgäuer Kunstausstellung für eröffnet erklärte.
Nicht wegzudenken aus dieser Veranstaltung sind auch die Betrachtungen von Ausstellungsleiter Helmut Caprano über die Kunst im Allgemeinen und Besonderen. In seinem Referat stellte er die Botschaften von Texten denen in Bildern gegenüber. Sein Fazit: "Kunst ist also eine Sprache, und zwar eine lautlose."
Das liebenswürdigste aller Rituale aber ist der kleine Kampf von Ursula Schickle mit der Tontechnik. Die zierliche ehemalige Kulturreferentin leistet Jahr für Jahr einige Anstrengung, um sich dieselbe zu Diensten zu machen: reckt sich am Lesepult hoch zum Mikrofon, biegt dieses dann zu sich herunter, bis ihr endlich ein hilfreicher Fachmann mit einigen Griffen technikverstärktes Gehör verschafft.
Würze zu den klugen Worten
Die Musik ist bei der Eröffnung mehr als Umrahmung. Rainer Thiede (Gitarre) und Andres Schreiber (Geige) würzten den Abend mit einer Fülle von Stimmungen: Sie streuten zwischen all die klugen Worte beschwingten Jazz, melancholische Klezmermusik, beseelte Zigeunerweisen, Temperamentvolles aus Südamerika und Musikantisches aus Irland. In Technik und Ausdruck hervorragend interpretiert, war ihr Auftritt eine hörenswerte Zugabe zur Kunst.
Öffnungszeiten der Westallgäuer Kunstausstellung bis zum 16. November: Montag bis Samstag 15 bis 18 Uhr, Sonn- und Feiertag 10 bis 18 Uhr.
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