Memmingen/Kempten (br/bil). - 'Geht doch ins produzierende Gewerbe!' Dieser Appell vieler Arbeitsvermittler an arbeitssuchende junge Leute verhallt oft ungehört. Unvermindert gefragt sind nach Auskunft der Memminger Arbeitsagentur die oft überlaufenen 'trockenen Büroberufe' in der Arztpraxis oder beim Steuerberater. Dabei boomen speziell im Wirtschaftsraum Memmingen seit Jahren die Metallbranche und der Maschinenbau. Hier werden nach wie vor gut qualifizierte Leute gesucht. Wenn man die letzten fünf Jahre betrachtet, zählen die Metall-und Maschinenbaubranche zusammen mit einem Plus von rund 500 Beschäftigungsverhältnissen zu den Gewinnern am Arbeitsmarkt. Dazu passend zählen in Memmingen die Firmen Magnet Schultz und Berger zu den größten Arbeitgebern und zu jenen mit Arbeitskräftebedarf. Einschränkend setzt Reinhold Huber, der Sprecher der Memminger Arbeitsagentur, allerdings hinzu, dass die Anforderungen an die Qualifikation deutlich gestiegen seien: Wer in Mathematik oder Physik keine brauchbare Note hat, darf sich laut Huber wenig Hoffnungen machen, hier unterzukommen. Auch im Bezirk der Agentur für Arbeit Kempten gibt es laut Jürgen Kraut 'eine deutliche Bewegung' in qualifizierten Berufen des Metall verarbeitenden Gewerbes. Vor ein paar Jahren hätten vor allem in Kempten und dem Ostallgäu einige Betriebe schließen müssen. Der Markt habe sich selbst gereinigt. 'Übrig geblieben sind teilweise hochtechnologische Betriebe. Sie stellen seit Mitte vergangenen Jahres verstärkt Arbeitskräfte ein.'Sehr gut im Geschäft sind laut der Memminger Arbeitsagentur aktuell auch die Zeitarbeitsfirmen. Für die dort Beschäftigten ergibt sich nach den Erfahrungen der Arbeitsvermittler der Vorteil, dass sie relativ schnell berufliche Kenntnisse in verschiedenen Branchen erwerben können.
Einzelhandel als Verlierer Auf der Verliererseite des Arbeitsmarktes im Raum Memmingen stehen der Einzelhandel - hier wurden im Zeitraum von fünf Jahren rund 200 Beschäftigungsverhältnisse abgebaut -, das Baugewerbe mit einem Minus von fast 1000 Beschäftigten sowie die Dienstleistungsberufe. Darin sind fast 800 zusätzliche Arbeitslose verzeichnet. Kräftig reduziert wurden die Stellen auch im Gastgewerbe, mit einem Minus von rund 200. Insgesamt sind von Arbeitslosigkeit besonders stark die niedrig qualifizierten Arbeitnehmer betroffen. 'Einen gelernten Maurer krieg ich immer unter', weiß Arbeitsagentur-Mann Huber. Wie bundesweit, so hat auch im Wirtschaftsraum Memmingen das Frühjahr für eine gewisse Belebung auf dem Arbeitsmarkt gesorgt. Die sei allerdings wegen des ungewöhnlich langen Winters mit seinen tiefen Temperaturen nicht so positiv ausgefallen wie gewohnt, betont Peter Rasmussen, Leiter der Agentur für Arbeit in Memmingen: 'Wiedereinstellungen beim bisherigen Arbeitgeber für Tätigkeiten im Außenbereich halten sich bisher in Grenzen.'Mit einer Arbeitslosenquote von 6,4 Prozent steht Memmingen vergleichsweise gut da, begünstigt durch den Standort des Oberzentrums am Schnittpunkt der Autobahnen A 7 und A 96, mit einem der größten Industriegebiete Schwabens. Wenn deutschlandweit oft von einer 'dramatischen Abnahme' der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten die Rede sei, treffe das auf Memmingen so krass nicht zu: 650 Stellen weniger im Zeitraum der letzten fünf Jahre ergäben hier ein Minus von 1,7 Prozent, hält der Arbeitsagentur-Sprecher fest. In seinem Zuständigkeitsbereich werden aktuell insgesamt 37 100 Beschäftigte gezählt, davon rund 20 800 im Dienstleistungssektor, 5400 im Metall-und Maschinenbau sowie fast 1300 im Baugewerbe. Die Baubranche habe in seiner Gesamtbedeutung zwar etwas abgenommen, zeige aber Zeichen einer leichten Erholung.