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Marktrecht seit 550 Jahren

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Marktrecht seit 550 Jahren

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    Legau (mz). - '550 Jahre Marktrechte' waren Anlass für einen Festakt am Freitagabend im Legauer Post-Saal. Altbürgermeister und Ehrenbürger Eduard Haug zeigte in einer 70-minütige Festrede die akribisch genau recherchierte Entwicklung des heutigen Kleinzentrums auf. Neben der Geschichtsforschung für den Markt Legau ist Haug auch für die Archivpflege des Landkreises zuständig. Mit Bodenzahlen 'von 60 bis 64' verfüge die Marktgemeinde über die mit ertragreichsten Böden des Landkreises, vermeldete Haug. Daher sei es nicht verwunderlich, dass das damalige 'Lego' vor 550 Jahren das Marktrecht mit den Privilegien, Märkte abzuhalten und ein Kornhaus zu bauen, erhielt. Für 6600 Gulden von den Fürstäbten von Kempten einverleibt, waren diese bis 1803 die Herren von Legau. Am 27. Mai 1876 erhielt Legau seine erste Marktrechtsordnung; die letzte Neufassung stammt aus dem Jahre 1913. Viehmärkte spielten aufgrund der guten Ertragslage der Legauer Böden in der Region eine herausragende Rolle. Am 17. Dezember 1815 hatte der Markt Legau einen Rinderbestand von 1369 Stück Großvieh in 200 land- und forstwirtschaftlichen Betrieben zu verzeichnen. 1974 waren im Markt 7606 Rinder gemeldet. Für die Gemeinde waren die Viehmärkte allerdings nicht allzu ertragreich: Vielfach hieß es in den Aufzeichnungen: 'Die Ausgaben haben die Einnahmen verzehrt.' Wie Haug weiter berichtete, hatten im Jahr 1800 französische Truppen das Heilig-Geist-Spital beschlagnahmt und als Lazarett betrieben. 1825 hatte die Marktgemeinde das Gredthaus (Kornhaus) von Bayern für 483 Gulden gekauft: Die Legauer Schranne war eine sehr bedeutsame Einrichtung, unter anderem wurde der zweite Stock vielfach gerne für Theateraufführungen genutzt. Getreide und andere Lebensmittel wurden von hier aus in alle möglichen Himmelsrichtungen transportiert. Nachdem Bürgermeister Andreas Tillich die über 200 geladenen Gäste, darunter viele prominente Ehrengäste begrüßt hatte, erläuterte Landwirtschaftsminister Josef Miller den eigentlichen Sinn des Jubiläums: 'Aus der Vergangenheit Kraft schöpfen für die Zukunft!' Eine Gesellschaft, die nicht wisse, woher sie kommt, die wisse auch nicht, wohin sie will. Angesichts der großartigen Entwicklung Legaus meinte Miller: 'In den ländlichen Regionen kann man sich mehr leisten, weil der Bürger dort selbst Hand anlegt.' Nicht umsonst hätten die ländlichen Regionen doppelt so viel Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen wie die Städte. Je globaler die Wirtschaft werde, desto wichtiger werde Regionales. Im Rahmen des Vereinfachten Flurneuordnungsver-fahrens Legau würden über 40 Anträge auf Wegebaumaßnahmen mit rund 19 Kilometer Wegstrecke und einer geschätzten Investitionssumme von 2,9 Millionen Euro in Angriff genommen.

    'Ein begnadeter Platz' Bezirkstagsvizepräsident Alfons Weber rief dazu auf, 'Geschichtliches zu verwenden, wenn man für die Zukunft entscheiden muss'. Neben der Wallfahrt sei Soziales in Legau im-mer schon zu Hause gewesen: Nach dem Krieg habe der Markt viele Heimatvertriebene aufgenommen und zusammen mit diesen das Land wieder aufgebaut. Werte wie Religiosität, soziale Nähe und gute Nachbarschaft solle man daher auch mit in die Zukunft nehmen. Landrat Dr. Hermann Haisch forderte dazu auf, das Unmögliche möglich zu machen. Die Stärkung der Kommunen beginne beim Bürger vor der Haustür, dafür stiftete er zum Jubiläum einen 'Baum nach Wahl, vom Landrat höchstpersönlich gepflanzt'. Josef Wilhelm, Chef der Naturkost AG Rapunzel, betonte, dass er sehr gerne Steuern bezahle, denn Legau sei ein 'begnadeter Platz'. Große Sorgen mache er sich um Legaus Bauern, erklärte Wilhelm: 'Unseren Nachbarn geht es besser, weil sie nicht ganz so dumm sind wie wir und ein bisschen mehr zahlen für die Lebensmittel.'

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