Allgäuweit hohe Schäden Erste Maßnahmen bewährt Oberstdorf/Kempten/Pfronten (elm/az). Besonders im südlichen Ober- und Ostallgäu hat das Hochwasser am Sonntag schwere Schäden angerichtet. Bei Oberstdorf wurde ein Mann von einem Wildbach in den Tod gerissen (siehe folgende Seite). Nach Aussage der Behörden erreichte das Hochwasser jedoch nicht die Ausmaße wie an Pfingsten 1999. Umweltminister Dr. Werner Schnappauf will sich heute vor Ort informieren.
In ganzen Wohngebieten wurden die Keller überschwemmt, Straßen mussten im gesamten Allgäu gesperrt werden. Bis zuletzt bangte man im Seifener Becken bei Immenstadt, wo beim Pfingsthochwasser 1999 der Illerdamm gebrochen war. Diesmal hielt er, wurde aber auf einer Breite von 300 Metern überströmt das Wasser stand knapp unter der Teerdecke der B 19 und in vielen Häusern. Ähnlich hohe Schäden gab es in Oberstdorf vor allem im Bereich der Stillach sowie in Pfronten. Der vor Tagen abgesenkte Forggensee war bis Sonntagabend wieder voll.
'Insgesamt sind wir ganz knapp an einer Katastrophe vorbei gekommen mit Ausnahme von Oberstdorf: Da war\'s eine', erklärte gestern Abend Landrat Gebhard Kaiser. Die Zusammenarbeit der Behörden, Krisenstäbe und aller Hilfskräfte von Feuerwehr, THW, Bauhof-Mitarbeitern und Polizei hätten optimal geklappt, ebenso die frühzeitige Warnung der Bevölkerung. Erste Schutzmaßnahmen nach dem Hochwasser von 1999 hätten sich bewährt bei Seifen allerdings 'gerade so'.
'Wir müssen alles daran setzen, den Ausbau weiter voranzutreiben', so Kaiser weiter. Man sei mit den Schutzmaßnahmen auf dem richtigen Weg: 'Von Fischen abwärts stimmt das Konzept.' Für Oberstdorf müsse man neue Berechnungen anstellen. Laut Wasserwirtschaftsamt waren nach Regenfällen von bis zu 89 Liter pro m2 die Pegelstände hoch blieben aber deutlich unter denen des Pfingsthochwassers 1999: So maß man in Kempten gegen 16.30 Uhr 4,43 Meter an Pfingsten vor einem Jahr lag der Pegel hier bei 6,28 Metern.
In Sonthofen wurde um die selbe Zeit noch der Höchststand von 3,90 Metern gemessen, eine Viertelstunde später lag er nur noch bei 3,85 Meter. Oberhalb der Stadt stand die Iller zu dieser Zeit zehn Zentimeter unter der Dammkrone. In Kempten, wo etliche Straßen überflutet waren, lag der Pegel um 18.15 Uhr bei 4,57 Meter und stieg abends um zehn Zentimeter pro Stunde weiter an. Zu dieser Zeit rechnete man aber bereits mit einer spürbaren Entlastung. Im Ostallgäu war Pfronten am stärksten betroffen: Das Wasser stieg Vils auf 2,91 (der kritische Punkt bei 2,83 war weit überschritten), sank aber nachmittags wieder auf 2,52 Meter. Bei Buchloe auch hier gab es erhebliche Schäden mussten Wasserwacht-Taucher unter anderem ein Auto aus einer überfluteten Unterführung bergen. Im Westallgäuer Lindenberg wurde der Damm des neuen Hochwasser-Rückhaltebeckens überflutet zum zweiten Mal innerhalb zehn Tagen. Wesentlich stärker als 1999 sind die Schäden im Unterallgäu.
Viele Straßen waren für Stunden blockiert darunter die Autobahn A7 bei Oy-Mittelberg und die Bundesstraße B 19 bei Sigishofen. Die meisten Sperrungen wurden gegen 17 Uhr wieder aufgehoben. Gesperrt wurden auch die Bahnlinien Kempten-Immenstadt, Oberstdorf-Sonthofen sowie Geltendorf-Weilheim. Auf diesen Strecken wurde ein Bus-Notverkehr eingerichtet, der voraussichtlich auch Montagmorgen noch fährt.