Der Krieg in der Ukraine: Die Auswirkungen rücken näher! Am Dienstag hat Russland erstmals mit der Einstellung von Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 gedroht. Währenddessen haben die USA angekündigt, dass man kein Gas und Öl mehr aus Russland importieren werde. CSU-Chef Markus Söder steht Forderungen auch aus der Union nach einem Boykott von russischen Öl-, Gas- und Kohlelieferungen zurückhaltend gegenüber. Bayern denkt laut darüber nach, bereits stillgelegte Atomkraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen. Was bedeutet diese Situation für das Allgäu? Muss man sich Sorgen machen? Wir haben nachgefragt bei Martin Sambale, Geschäftsführer bei der Energie- und Umweltzentrum Allgäu gGmbH (eza!).
Wie würde sich das auf die Energieversorgung im Allgäu auswirken, wenn Russland "den Gashahn zudreht"?
Martin Sambale:Aktuell hat Erdgas am Endenergieverbrauch des Allgäus einen Anteil von rund einem Viertel. Eine Verknappung der Versorgung (Deutschland bezieht mehr als 60% seines Gases aus Russland) würde für deutliche Preissteigerungen, Engpässe in der Wirtschaft und bei Verbrauchern sorgen.
Was würde das für die Preise bedeuten (Gas, Strom und Öl)?
Martin Sambale:Vor allem die Gaspreise, aber auch die Ölpreise würden weiter steigen. Die Strompreise hängen noch von vielen weiteren Faktoren ab, sie wären nicht so stark betroffen.
Wie groß ist momentan der Beratungsbedarf, bzw. der Ansturm an Fragen bei Ihnen? Wie hat sich das im Laufe der Ukraine-Krise entwickelt?
Martin Sambale:Unsere Telefonleitungen glühen zur Zeit. Wir hatten bereits vor dem Ukraine-Krieg eine sehr hohe Nachfrage. Aktuell erhalten wir so viele telefonische Anfragen, dass unsere Telefonzentrale es fast nicht schafft, mit allen Anrufern ein Gespräch zu führen. Wir rufen aber jeden zurück, manchmal aber erst am nächsten Tag.
Wie kann man sich wappnen?
Martin Sambale:Von fossilen Energien unabhängig machen – sein Haus mit Fernwärme, Holz(pellets) oder Wärmepumpe beheizen, ein Elektroauto statt einem Verbrenner fahren. Solarenergie nutzen. Das geht natürlich nicht kurzfristig. Jetzt kann man die stärksten Preissteigerungen am besten durch entsprechendes Nutzerverhalten abdämpfen. Also:
- Heizung optimal einstellen
- Evtl. Raumtemperatur absenken
- Richtig Lüften (regelmäßig Stoßlüften, nicht Dauerlüften mit gekippten Fenstern)
- Nachtabsenkung
- Kleine Maßnahmen wie Rohre im Heizungskeller dämmen, oberste Geschoßdecke dämmen, Kellerdecke dämmen (geht auch für Heimwerker)
- Auf Autofahrten soweit wie möglich verzichten, stattdessen aufs Rad steigen oder ÖPNV nutzen
Was empfehlen Sie Ihren Kundinnen und Kunden momentan mittel- bis langfristig?
Martin Sambale:
- Das Haus energetisch sanieren mit sehr guter Wärmedämmung (Dach, Fassade, Fenster, Keller(decke)
- Auf erneuerbare Energien zur Heizung umsteigen (Wärmepumpe, Solarenergie, Holz(pellets)
- Effiziente Haustechnik nutzen
- Solarstromanlage installieren lassen
- Auf Elektroauto umsteigen
Die aktuelle Lage im Ukraine-Krieg finden Sie in unserem News-Ticker.