Lindau | ee | Öffentlicher Nahverkehr kostet Geld. Viele Politiker haben im Wahlkampf versprochen, den ÖPNV noch zu stärken. Daraus wird jedoch vorerst nichts. Denn 2009 werden zahlreiche Busse im Westallgäu und auch an den Bodensee nicht mehr fahren. Mit dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember muss der Landkreis aus Kostengründen seine Buslinien teilweise deutlich ausdünnen.
Der Landkreis ist froh angesichts des hohen Defizits, das die Regionalbus Augsburg (RBA) fürs nächste Jahr ankündigt, dass er wenigstens dafür sorgen kann, dass die Schüler aus Lindenberg nach dem Nachmittagsunterricht noch nach Hause kommen. Wochenendbusse, oft nur schwach gefragt, fallen dem Rotstift zum Opfer. Und dennoch kostet der ÖPNV den Kreis 2009 stolze 90000 Euro mehr.
"Ein langer zäher Kampf", so bezeichnete Landrat Elmar Stegmann im Kreiswirtschaftsausschuss die Verhandlungen im Vorfeld. Klar ist: Die sieben Westallgäuer Kommunen, die das Buskonzept im Kreis bisher mittragen, werden ab 2010 aussteigen - das bedeutet, dass dann der Landkreis den öffentlichen Nahverkehr wieder allein schultern muss. Erste Gespräche für das notwendige neue Nahverkehrskonzept laufen jetzt bereits an, wie ÖPNV-Experte Eduard Stützle sagte.
Finanziert werden muss der Nahverkehr dann über die Kreisumlage. Damit die Stadt Lindau dabei nicht benachteiligt wird, soll sie (weil der Stadtbus auch zum ÖPNV zählt) ab 2010 einen Ausgleichsbetrag von jährlich 90000 Euro vom Kreis erhalten.
"Alles andere als erfreulich" ist diese Entwicklung für Kreisrat Eberhard Rotter. Er wies darauf hin, dass der Kreis eine gewisse "Bedienungspflicht" habe - fährt am Wochenende gar kein Bus mehr, dann könne die Konzession wegfallen. Wie auch Walter Matzner und Klaus Burkhard, forderte er einen Tarifverbund zwischen den RBA-Linien und dem Lindauer Stadtbus.

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Der würde zwar sicherlich den Busgästen nützen - den ÖPNV-Trägern aber ein weiteres Defizit bringen, warnte Jurist Tobias Walch aufgrund Erfahrungen aus der württembergischen Nachbarschaft.
Für Stützle ist vor allem eines wichtig: "Wir wollen das Level so hoch wie möglich hängen." So verwies er im Ausschuss darauf, dass es von Lindenberg nach Weiler und zum Bahnhof Hergatz sowie zwischen Wasserburg und Lindau werktags immer noch weitgehend einen Stundentakt gebe und dass Scheidegg (weil an zwei Buslinien angebunden) sogar jede halbe Stunde einen Bus habe.
"Sein schlechtes Image schadet dem ÖPNV aber am meisten", gab Kreisrat Helmut Böller zu bedenken: Er sieht schon noch "eklatante Mängel" im System. Dazu zählen mangelnde Pünktlichkeit, teilweise schlechter Service und unfreundliche Busfahrer. "Wir müssen erst mal solche elementaren Dinge verbessern."