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Hochwasser: Schutzmaßnahmen sind in Planung

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Hochwasser: Schutzmaßnahmen sind in Planung

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    Wasserwirtschaftsamt Kempten überlegt Projekte für 40 Millionen Mark nach der Pfingstflut Kempten (js). Ein halbes Jahr nach dem verheerenden Pfingsthochwasser ist seine Aufarbeitung noch in vollem Gange. Dieter Schade vom Wasserwirtschaftsamt Kempten bot in einem Vortrag an der Kemptener FH eine Analyse des Hochwassers. Der Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes machte dabei klar, dass effektiver Schutz nur durch Rückhaltebecken möglich sei, wie sie etwa mit dem Forggensee am Lech gebaut wurden. Im oberen Illertal sei deshalb die Reaktivierung früherer Überschwemmungsgebiete vorgesehen. Einen umfassenden Schutz vor einem neuerlichen 1000-jährigen Hochwasser wie heuer zu Pfingsten bieten sie jedoch nicht.

    Anhand von Dias gab es zunächst einen Rückblick auf die dramatischen Ereignisse jener Tage. Auslöser der Hochwasserwelle waren die starken Niederschläge zu Himmelfahrt und Pfingsten, verstärkt durch die Schneeschmelze in alpinen Lagen. Aber erst die 'wassergesättigten Böden' führten zu den 'extremen Abflüssen' über Wildbäche und Nebenflüsse bis in die Iller. Für Sofortmaßnahmen wurden 10,9 Millionen Mark veranschlagt. Parallel seien die Planungen für Vorhaben angelaufen, mit denen ein 'Hochwasserschutz nach dem heutigen Stand der Technik' hergestellt werden soll. Dafür seien laut Schade 58 Projekte vorgesehen, die voraussichtlich 40 Millionen Mark kosten werden.

    Wie soll nun der Hochwasserschutz in der Region verbessert werden? Keine Möglichkeiten sieht das Wasserwirtschaftsamt, das Illertal durch künstliche Talsperren zu schützen. Dafür sei das obere Illertal einfach zu dicht besiedelt und werde zu intensiv genutzt. Zitat Handeln ist das beste Mittel gegen die Angst der Bürger vor neuen Überschwemmungen. } Dieter Schade vom Wasserwirtschaftsamt Kempten über Reaktionen auf das Pfingsthochwasser. Foto: Jürgen Schuh

    Also bleibe nur der Versuch, den 'natürlichen Wasserrückhalt' auszubauen, unter anderem durch die 'Reaktivierung verloren gegangener Überschwemmungsgebiete'. Alle Maßnahmen ­ wie die 'steuerbaren Polder' im Seifener Becken ­ zielen auf ein 'gedämpftes Hochwasserabflussverhalten' ab. Bestehende Siedlungen seien mit 'technischen Bauwerken' zu schützen. Allerdings müssten die Schutzbauwerke 'vom Gewässer weg an den Rand der Bebauung' verlegt werden.

    Intensiv haben die Experten nach geeigneten Überschwemmungsflächen geforscht, sind im wesentlichen aber nur südlich von Sonthofen und im Bereich Seifen fündig geworden. Daraus entwickelte sich der Vorschlag, die B19-neu auf einen Illerdamm zu verlegen, was die Planungen des Straßenbauamts in diesem Bereich gänzlich verändern würde. Der Straßendamm im Seifener Becken würde vier Meter betragen. Südlich von Sonthofen könne damit ein weiterer 'Retentionsraum' entstehen. Vorhandene Höfe im Überschwemmungsgebiet würden dann 'Objektschutz' ähnlich wie die Halligen in der Nordsee erhalten, der dortige Campingplatz müsste nach Möglichkeit verlegt werden.

    Die Vorschläge der Wasserwirtschaftler, räumte Schade ein, wurden teilweise als 'Schnapsidee' abgetan, teilweise werden auch 'Zielkonflikte größten Ausmaßes' erwartet. Sie ergeben sich vor allem aus dem bislang 'fehlenden Konsens' der Interessensgruppen. So seien 'die Vorstellungen über die künftige Nutzung in den betroffenen Talräumen nicht abgestimmt, ja widersprüchlich'.

    Die ursprüngliche Vermutung, der Rottachsee habe Kemptens Altstadt vor dem 'Volllaufen' bewahrt, habe sich nach genaueren Untersuchungen nicht bestätigt. Schon deshalb, weil seine 'bescheidenen Möglichkeiten' auf ein Einzugsgebiet von 30 Quadratkilometern beschränkt seien ­ die Hochwasserlage in der Allgäu-Metropole beeinflussen aber 900 Quadratkilometer.

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