Marktoberdorf/Ostallgäu (ek). - 'Ich bin sprachlos, die Hilfe und Anteilnahme ist irre', sagte Simone Döring gestern kurz bevor sie die Klappen der Lkw schloss, die vollbepackt mit Sachspenden nach Sachsen fahren. Die Marktoberdorferin initiierte diese Aktion für ein vom Hochwasser weitgehend zerstörtes Dorf bei Riesa. Nach einem Aufruf in unserer Zeitung türmten sich in ihrer Garage die Betten, Besen und Säuberungsmittel. Auf große Resonanz stößt auch die Aktion für den Partnerlandkreis Mittweida: 'Dass in Bayern, das auch nicht verschont blieb, für uns gesammelt wird, ist etwas Besonderes', betonte der Mittweidaer Landrat, Dr. Andreas Schramm. 'Die Welle der Hilfsbereitschaft ist breit gefächert', erklärte Johann Mooser, bei dem im Ostallgäuer Landratsamt alle Anfragen zur Aktion für Mittweida zusammenlaufen. Bis gestern, 16.30 Uhr, sind auf das Spendenkonto rund 21000 Euro eingegangen. 'Das wird noch viel mehr werden', so Mooser. Denn die Liste derer, die im Landratsamt Spenden angekündigt haben, ist lang: Die Wirtschaftsjunioren Kaufbeuren/Ostallgäu, die Mitarbeiter des Landratsamtes sowie die der Kreisbauhöfe füttern Spenden-Sparschweine. Dazu werden die Erlöse der Benefiz-Veranstaltungen, etwa in Nesselwang und Roßhaupten oder des Orgelkonzertes am heutigen Samstag (19.30 Uhr) in der Kaufbeurer St.-Ulrichs-Kirche, erwartet. die Mitarbeiter der Verwaltungsgemeinschaft Seeg verzichten auf ihren Betriebsausflug und spenden so 1000 Euro. Im September veranstaltet die Feuerwehr Marktoberdorf einen Tag der offen Tür, auch dessen Erlös kommt auf das Konto für Mittweida. Ein Marktoberdorfer Bäcker will einen gesamten Tagesumsatz einem Bäcker aus dem Partnerlandkreis zur Verfügung stellen, der durch das Hochwasser alles verloren hat.
Urlaub für 100 Menschen 17000 Euro hat das Landratsamt bislang aus dem bayerischen Soforthilfeprogramm für Hochwassergeschädigte an Ostallgäuer ausgezahlt, berichtet Thomas Reger. Zwei Familien hätten, obwohl ihnen Geld aus diesem Topf zustünde, darauf zugunsten der Menschen im Osten Deutschlands verzichtet. Bürger aus dem Landkreis wollen allerdings nicht nur mit Geld helfen. Viele rufen an, so Mooser, um zu erfahren, wo sie direkte Hilfe vor Ort leisten können. Auch Privatleute, Betreiber von Hotels und Ferienwohnungen meldeten sich zu Hauf, so dass bislang rund 100 Menschen aus dem sächsischen Landkreis zu einem Urlaub ins Ostallgäu eingeladen werden können. Außerdem wollen der Landkreis und der Kreisjugendring 32 Kindern und Jugendlichen eine schöne Zeit im Jugendhaus Eschers ermöglichen. 'Vielen Dank an alle, die spenden. Die Hilfe und das Mitgefühl aus dem Ostallgäu sind für uns der i-Punkt der Solidarität', freute sich der Mittweidaer Landrat gestern, nachdem er eine erste Zwischenbilanz der Spendenaktion hörte. 'Die Menschen hier haben den Mut nicht verloren', sagte Schramm, 'sie spüren, dass Hilfe aus Bayern etwas Besonderes ist'. In und um Mittweida seien die Aufräumarbeiten nach der verheerenden Flut in vollem Gange. Die Situation im Landkreis sei noch sehr unterschiedlich: Manche Familien könnten wieder in ihre Häuser zurück, andere seien noch in Notunterkünften untergebracht. Dass Familien so schnell wie möglich wieder ihr Zuhause beziehen können, dafür setzt sich auch Simone Döring ein. Wie berichtet startete die Marktoberdorferin, die aus dem Spreewald stammt, mit einigen Freunden eine Sammelaktion für ein Dorf nahe Riesa. Die Finsterwalder Spedition aus Kaufbeuren und die Aktienbrauerei Kaufbeuren stellen dafür 40- und 7,5-Tonner zur Verfügung. Gestern rollten die Lkw los Richtung Riesa. Im Gepäck haben sie das, was dort laut Döring dringend gebraucht wird: Desinfektionsmittel, Handschuhe, Schulmaterial, Kleidung, Bettwäsche und Möbel. 'Ich hätte nie gedacht, dass alles einen so großen Umfang annimmt', sagte die 33-Jährige begeistert. i Das Spendenkonto für Mittweida bei der Sparkasse Allgäu (BLZ 73350000, Nummer 2410) hat das Stichwort 'Hochwasserhilfe Ostallgäu'. Ansprechpartner im Landratsamt ist Johann Mooser, Telefon 08342/911-347.