Interview Landrat Elmar Stegmann kann Begründungen der Kritiker nachvollziehen">

Artikel: "Gegenargumente stechen"

10. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
matthias becker

Interview Landrat Elmar Stegmann kann Begründungen der Kritiker nachvollziehen

Westallgäu/Lindau | pem | Das Thema Windkraft beschäftigt seit Wochen die Stadt- und Gemeinderäte im Landkreis Lindau. Landrat Elmar Stegmann hatte alle Gemeinden gebeten, sich Gedanken über mögliche Standorte für große Windanlagen zu machen.

Ergebnis: alle Kommunalparlamente, die bislang über das Themen diskutiert haben, lehnen raumbedeutsame Windkraftanlagen ab.

Wir haben über das Thema mit dem Lindauer Landrat gesprochen.

Herr Stegmann, Sie hatten der Windkraft zumindest ein Stück weit die Tür geöffnet. Jetzt lehnt ein Gemeinderat nach dem anderen große Anlagen ab. Sind sie enttäuscht?

Stegmann: Nein. Mir ging es darum, die Diskussion um die Windkraft zu versachlichen, das Thema nicht dogmatisch, sondern pragmatisch zu behandeln. Das geschieht.

Die Gemeinden, die ablehnen, nennen dafür gute Gründe: Es fehlt gerade in den Tallagen im Landkreis Lindau der Wind und das Landschaftsbild würde durch große Windräder stark in Mitleidenschaft gezogen. Das sind stichhaltige Argumente.

Bedenken wegen Landschaftsbild

Alle Gemeinden berufen sich auf die bekannten Argumente Landschaftsschutz und fehlender Wind. Auf 323 Quadratkilometer Fläche soll sich kein geeigneter Standort finden lassen. Klingen die Argumente nicht vorgeschoben?

Stegmann: So sehe ich das nicht. Natürlich hat sich die eine Gemeinde mehr, die andere weniger Arbeit mit der Entscheidungsfindung gemacht. Aber gerade die Bedenken wegen des Landschaftsbildes muss man sehr ernst nehmen. Sie finden wegen des Landschaftsschutzes im Landkreis Lindau auch keine großflächigen Photovoltaikanlagen.

An der B 17 sehen sie solche Anlagen reihenweise. Dazu kommen auch noch andere Gründe. Wir haben im Landkreis europäische Vogelschutzgebiete. Dort kann ich keine Flächen für raumbedeutsame Windkraftanlagen ausweisen. Und es gibt rund um den Bodensee einen breiten Streifen, in dem keine solchen Windkraftanlagen entstehen sollen.

Wie stehen sie denn persönlich zur Windkraft?

Stegmann: Ich bin grundsätzlich sehr für erneuerbare Energien, aber nicht dafür, sie zu erzwingen. Windkraft ist da sinnvoll, wo das Windaufkommen einen wirtschaftlichen Betrieb zulässt. Es ist aber nicht sinnvoll, Anlagen dort aufzustellen, wo sich ihr Betrieb nur durch hohe Subventionen rechnet. Insofern habe ich gewisse Vorbehalte gegen das Erneuerbare-Energien-Gesetz.

Wie geht es jetzt weiter?

Stegmann: Wir warten ab, bis uns die Beschlüsse aller Gemeinden vorliegen. Dann werden wir das Thema noch einmal in den Kreisgremien behandeln.