Hergatz | hip | Es passiert nicht alle Tage, dass ein Bundesminister nach Schreckelberg kommt. Der Landtagswahlkampf in Bayern macht es möglich. Horst Seehofer hat sich nach einer Kundgebung in Lindau zu einer Stippvisite auf den Hof von Elmar Karg begeben und sich die Sorgen der Milchbauern angehört.
Mitten im Hof sind Strohballen aufgeschichtet, Kaffee und Käsehäppchen locken: Auf den Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und seinen Staatssekretär Dr. Gerd Müller wartet ein freundlicher Empfang in fast familiärem Rahmen. Unter den zahlreichen Gästen ist Landrat Elmar Stegmann zu finden, BBV-Kreisobmann Helmut Jäger, Kreisbäuerin Herta Hitzhaus, Bürgermeister Uwe Giebl sowie die CSU-Landtagsabgeordneten Eberhard Rotter und Josef Zengerle.
Die Anliegen der Bauern, die Seehofer auch schriftlich überreicht werden, tragen Elmar Karg, stellvertretender BBV-Kreisobmann, und der BDM-Kreisvorsitzende Armin Eugler vor. Gesammelten Bauernzorn muss Seehofer nicht fürchten. Hat er doch beim Milchgipfel einige wichtige Änderungen auf den Weg in den Bundesrat gebracht, was Karg und Eugler anerkennen.
Sie fordern darüber hinaus politische Rahmenbedingungen, die den Milchbauern eine flexible Steuerung der Angebotsmenge ermöglichen. So müsse die Molkerei- und Bundessaldierung ausgesetzt werden. Seehofer macht allerdings eines deutlich: "Wenn wir von der Menge nicht runterkommen, wird der Preisverfall nicht aufhören." Er rät, für Preisverhandlungen Anbietergemeinschaften zu bilden.
Diskutiert wird auch der Agrardiesel, dessen Besteuerung weit über dem Niveau benachbarter EU-Länder liegt. Damit nicht genug: Durch die Bagatellgrenze beim Bezug fallen viele Landwirte heraus, im Landkreis Lindau über die Hälfte aller Betriebe. Bei der Düngeverordnung kritisiert Karg die eingeführte Obergrenze von 170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr. Bei Grünlandbetrieben im Süden gebe es mit durchschnittlich fünf Schnitten mehr Nutzung als im Norden.

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Dem Boden würde pro Schnitt rund 70 Kilo Stickstoff entzogen, also insgesamt mehr entnommen, als ihm zugeführt werden darf. "Das ist eine praxisfremde Regelung", so Karg. Der Minister hört aufmerksam zu und verspricht, sich der Sache anzunehmen. Der Eifer von Karg scheint ihm zu imponieren und er scherzt: "Sie könnten meinen Job übernehmen."
Zum guten Schluss bringt Kreisbäuerin Herta Hitzhaus noch den Ernährungsführerschein zur Sprache, den die Landfrauen mit großem Erfolg in den Schulen anbieten. Das Projekt wolle man weiterführen, sichert Staatssekretär Müller zu. Wichtiger wäre aber ein eigenes Fach Ernährungskunde in den Schulen.