Lehrstellen IHK meldet Plus von zehn Prozent bei abgeschlossenen Verträgen - 3,5 Prozent mehr im Handwerk - Zahl der Bewerber sinkt">

Artikel: Demografischer Wandel erreicht Ausbildungsmarkt

15. September 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Lehrstellen IHK meldet Plus von zehn Prozent bei abgeschlossenen Verträgen - 3,5 Prozent mehr im Handwerk - Zahl der Bewerber sinkt

Marktoberdorf/Ostallgäul ver,az lAuch im fünften Jahr des Ausbildungspaktes gibt es von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben gute Nachrichten. Die Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung haben bis Ende August teils über zehn Prozent mehr Ausbildungsverträge eingereicht als im Vorjahr. Die schwäbische Handwerkskammer (hwk) meldet ebenfalls ein Plus von 3,5 Prozent. Einen positive Tendenz bescheinigt auch die Agentur für Arbeit für den Bereich Marktoberdorf.

Reinhold Huber, stellvertretender Pressesprecher der Agentur für Arbeit Kempten, verdeutlicht dies anhand von Zahlen: Von 400 bei der Geschäftsstelle der Agentur in Marktoberdorf gemeldeten Bewerbern (Füssen 260, Kaufbeuren 810) sind 70 (Füssen 30, Kaufbeuren 125) noch nicht versorgt. Dem stehen laut Huber 35 unbesetzte Stellen gegenüber - von insgesamt 295 registrierten Ausbildungsplätzen. Allerdings müsse man auch Ort der Ausbildung und Berufswunsch des Bewerbers berücksichtigen. Einen Ausgleich gebe es in Marktoberdorf also nicht, jedoch stelle sich die Situation für die jungen Leute günstiger dar. Im Vorjahreszeitraum waren 100 junge Leute ohne Ausbildungsplatz gewesen - bei 70 noch offenen Stellen.

Bisher 607 Verträge geschlossen

Bisher registriert die IHK im Raum Kaufbeuren-Ostallgäu 607 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das entspreche einem Plus von 9,2 Prozent - 62 Prozent der zusätzlichen Verträge kommen aus den kaufmännischen und Dienstleistungsberufen, 38 Prozent aus technischen Berufen. So entfällt laut Huber von den rund 300 gemeldeten Stellen im Bereich Marktoberdorf ein Großteil auf Betriebe, die der IHK (166) oder der hwk (etwa 100) angehören.

Betrachtet man das Interesse der Bewerber, so gab es klare Schwerpunkte: Laut Huber wollten 50 Jugendliche Schlosser, Mechatroniker oder einen ähnlichen Beruf erlernen. Dabei bewegten sich die gemeldeten Stellen (53) auf gleichem Niveau. Ebenso verhielt es sich beim Ausbildungsberuf Elektriker: 20 Bewerbern standen 21 Plätze gegenüber.

Unter der Nachfrage lag dagegen das Angebot bei Verwaltungs- und Büroberufen mit 50 Interessenten und 30 registrierten Stellen oder bei Ernährungsberufen mit 35 Interessenten und 17 Stellen.

Ausbilden auf "Vorrat"

Umgekehrt war es bei den Bauberufen: "Hier lagen uns 28 gemeldete Ausbildungsstellen vor, aber nur neun Jugendliche gaben Interesse dafür an." Huber vermutet einen Grund darin, dass viele Bewerber eine veraltete Vorstellung von dem Beruf haben. Beim Blick auf die Zahlen fällt aber noch etwas anderes auf: "Es deuten sich erste Auswirkungen des demografischen Wandels an: Wir haben weniger junge Leute, die auf den Ausbildungsmarkt drängen."

So seien in Marktoberdorf 90 Bewerber weniger als im August 2007 gemeldet gewesen, in Füssen und Kaufbeuren gab es ein Minus von 115 beziehungsweise etwa 100 Jugendlichen. Die Handwerksunternehmen bereiten sich laut hwk auf den demografischen Wandel vor: So bildeten einige Betriebe auf "Vorrat" aus. Auch die IHK sieht die Ausbildung eigener Nachwuchskräfte als "probates Mittel, um dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzutreten". Unterm Strich, so die IHK, handle es sich bei der Zwischenbilanz um ein vorläufiges Ergebnis, das sich noch ändern kann - etwa durch die Nachvermittlungsaktionen. Laut hwk sind derzeit noch Lehrstellen, speziell im Bau-, Ausbau-, Elektro- und Kfz-Handwerk, verfügbar.