Lindau (mun). - Claudia Schnappauf, die Ehefrau des bayerischen Umweltministers, hat gestern in Lindau das neue Räum- und Mähboot des Wasserwirtschaftsamtes auf dem Bodensee getauft. Bei Hochwasser und Unwettern werden große Mengen an Treibholz in den Bodensee gespült, die den Boots- und Schiffsverkehr behindern und gefährden. Im Hochwasserjahr 1999 beispielsweise fielen im Bereich des bayerischen Seeufers rund 35000 Kubikmeter Treibholz an. Nur einen Tag vor der offiziellen Taufe war das Boot am Donnerstag an der Lindauer Seemeisterstelle angekommen. Die Fertigstellung des in einer Werft bei Lübeck gebauten Schiffs hatte sich laut Wasserwirtschaftsamts-Chef Hans-Joachim Weirather genauso verzögert wie der nächtliche Transport des 20 Tonnen schweren Wassergefährts quer durch die Republik. An der A96 südlich von Memmingen hätten sogar Baustellen-Absperrungen vorübergehend abmontiert werden müssen, um den Schwertransport passieren zu lassen, schilderte der Chef der Kemptener Fachbehörde, die auch für den bayerischen Teil des Bodensees zuständig ist. Außer dem Bergen von Treibholz auf dem See kann das neue Boot auch zum Mähen von Wasserpflanzen im Bereich von Badestränden eingesetzt werden.
Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf betonte, die Anschaffung eines solchen Bootes sei Teil einer 'Vorsorgestrategie' angesichts eines sich offensichtlich verändernden Weltklimas. Laut Schnappauf muss laut Klimastudie in Zukunft in Südbayern mit mehr und heftigeren Niederschlägen gerechnet werden. Von der prognostizierten Erwärmung sei die Bodensee-Region im Laufe dieses Jahrhunderts besonders betroffen, was aus der 20 Millionen Euro teuren bayerischen Regionalklima-Studie hervorgehe. 'Wir brauchen eine Doppelstrategie', betonte der Minister in diesem Zusammenhang: Einerseits solle durch eine Reduzierung des Ausstoßes klimaschädigender Gase die Ursache des Problems angegangenen werden, andererseits aber müsse der Lawinen- und Hochwasserschutz aktiv angegangen werden. Laut Schnappauf gibt der Freistaat allein für einen besseren Hochwasserschutz in den nächsten Jahren 2,3 Milliarden Euro aus. Das neue Boot hat rund 750000 Euro gekostet. Von der Treibholz-Problematik auf dem Bodensee ist der Raum Lindau besonders betroffen. Denn die vorherrschenden westlichen Winde auf dem See treiben das Altholz nach Unwettern und bei Hochwasser vor allem an das bayerische Ufer im Osten des Gewässers. Das aus dem See mit einem auf dem Boot montierten Bagger entnommene Holz wird zum größten Teil gehäckselt und in größeren Heizanlagen verbrannt. Das zerkleinerte Holz kann aber auch als Mulchmaterial in Obstbaugebieten verwendet werden.