Kempten (sf). - 'Zur Zeit ist diese Rufnummer nicht erreichbar. Bitte rufen Sie später wieder an.' Diese Stimme vom Band hört, wer zur Zeit die Familienkasse anrufen will. Doch auch wer nach vielen vergeblichen Versuchen das Glück hat, tatsächlich einen der Mitarbeiter zu erreichen, ist nicht wesentlich besser dran. 'Die stöhnen nur und sehen nicht raus vor lauter Arbeit', hat Werner Kauschka aus Bad Grönenbach erfahren. Nach einer Umstrukturierung ist die Behörde überlastet. Eigentlich wollte Werner Kauschka nur eine Auskunft wegen einer Kindergeld-Nachzahlung. Er wählte deshalb die Service-Nummer, die er in einem Schreiben der Behörde vor acht Wochen erhalten hatte. Früher war die Memminger Agentur für Arbeit für ihn zuständig gewesen. Aber in diesem Sommer wurde die Familienkasse, die das Kindergeld betreut, in Kempten zentralisiert. Tagelang rief er an und kam nicht durch. Als es dann - vor vier Wochen - doch einmal klappte, landete er in Neubrandenburg und der Mitarbeiter dort konnte ihm auch nicht weiterhelfen. Über die Kemptener Agentur für Arbeit erhielt er schließlich mehrere Anschlüsse direkt vor Ort. Aber der Erfolg war der gleiche: Ständig waren die Leitungen belegt. Und als es - vor zwei Wochen - tatsächlich klappte, 'hat mich die Mitarbeiterin gebeten, bitte nicht mehr anzurufen, weil sie vor lauter unerledigter Arbeit nicht mehr ein und aus weiß'. Kauschka will sich nicht beklagen. Die Frau sei sehr höflich gewesen und habe ihm sogar leid getan.
Nur: Der Grönenbacher versteht nicht, warum man das den Leuten antut und wer sich das ausgedacht hat. Diese Fragen hört Karl Pagany, Pressesprecher der Agentur für Arbeit, immer wieder: 'Uns ist das selber arg. Doch wir können nur um Geduld bitten.' Denn zu machen sei derzeit nichts. Bei der Umstrukturierung der Agentur sei jemand auf die Idee gekommen, die Familienkassen zu zentralisieren. So wurden Kempten, Memmingen und Weilheim in Kempten zusammengefasst. Statt früher rund 80000 Fälle bearbeitet die Familienkasse jetzt 230000 - also fast dreimal soviel. Die Zahl der Stellen wurde aber nur von 15,5 auf 39 erhöht. Pagany: 'Derzeit müssen 150000 Fälle aus Memmingen und Weilheim umsortiert und ins System eingegeben werden.' Die Kollegen stünden vor einem gewaltigen Berg und würden Überstunden schieben. Hinzu komme eine neue Leistung, der Kindergeld-Zuschlag für Bedürftige, die ebenfalls noch abgearbeitet werden müsse. Pagany geht davon aus, dass der Betrieb erst in mehreren Wochen wieder einigermaßen normal läuft. 'Aber keine Angst, es geht nichts verloren. Es dauert nur etwas länger', beruhigt der Pressesprecher. Anzurufen habe zur Zeit tatsächlich keinen Sinn. Da sei es besser, Brief, Fax oder E-Mail zu schicken. Die Anschrift: Agentur für Arbeit, Familienkasse, Postfach 1230, 87402 Kempten, Fax: 0831/2056-305, E-Mail: Kempten. Familienkasse@arbeitsagentur. de In dringenden Fällen rät Pagany, selbst vorbeizukommen. Die Familienkasse hat ihren Sitz im Viktoriahaus in der Sandstraße.