Nervenkitzel Kemptener Bildhauer schlägt am Lechfall Hochwassermarke in den Fels">

Artikel: Arbeiten am Limit

16. Juli 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Nervenkitzel Kemptener Bildhauer schlägt am Lechfall Hochwassermarke in den Fels

Füssen | chs | Zehn Meter über dem reißenden Lechfall hängend, der Gischt und dem aufspritzenden Schlamm ausgesetzt, während die Sonne in den Nacken brennt: Die Arbeitsbedingungen des Kemptener Bildhauers und Steinmetz Mario Riedesser waren extrem, als er gestern die Hochwassermarke vom August 2005 in den Fels am Lechfall meißelte. Kein Job für Jedermann.

Doch der 34-Jährige hatte so einmal die Möglichkeit, Hobby und Beruf zu verbinden. Seit acht Jahren klettert er regelmäßig und hat dabei wertvolle Erfahrungen gesammelt. Erfahrungen, die laut Gerhard Mayer von der Flussmeisterstelle auch nötig sind. "Er ist beim Arbeiten in einer ausgesetzten Lage. Trotz Nässe und Kälte das eigene Limit wahrzunehmen, ist schwer", erklärt er.

Dieser Gefahr vorbeugend, legt der kletternde Steinmetz alle zwei Stunden eine Pause ein. Zudem arbeit Riedesser komplett eigenverantwortlich. Er wird lediglich von Günter Geisenberger, einem Mitarbeiter der Flußmeisterstelle, gesichert. Doch der Gefahr zum Trotz macht ihm die ungewöhnliche Aufgabe Spaß: "Es ist nass, aber schön", findet der Kemptener.

Für Riedesser war es der erste Auftrag unter solch extremen Bedingungen, aber womöglich nicht der letzte. Denn laut Oberflussmeister Mayer gibt es in puncto Hochwasser "nach oben hin keine Grenzen". Selbst das Hochwasser vom August 2005, an dem 1150 Kubikmeter (also rund 1,1 Millionen Liter Wasser) pro Sekunde den Lech abwärts rasten, sei noch zu toppen. Zum Vergleich: Beim Abfluss des Regenwassers am vergangenen Montag wurden rund 400 Kubikmeter pro Sekunde gemessen.