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Allgäuer Waldboden ist immer noch belastet

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Allgäuer Waldboden ist immer noch belastet

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    Oberallgäu (sir). Auch 20 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl untersuchen Mitarbeiter des Münchner Umweltinstituts Lebensmittel auf ihre radioaktive Belastung. 'Das ist immer noch ein relevantes Thema, insbesondere bei Wildschweinen', sagt Christina Hacker, Leiterin der Abteilung Radioaktivität. Auch das Oberallgäu wurde Ende April 1986 nicht verschont vom so genannten 'Fallout'. Das Cäsium, das mit der Wolke kam, ist nicht verschwunden, sondern in den Böden gebunden. In Lebensmitteln von Äckern, Wiesen und Feldern, also in Gemüse, Obst, Getreide und Milchprodukten ist Cäsium 137 laut Hacker kaum noch nachzuweisen. Dieses so genannte 'Leitnuklid' könne sich gut an Tonminerale binden, sei tief eingedrungen. Anders sehe es im Wald aus. Dort sei Cäsium nach wie vor in oberen Bodenschichten zu finden. Besonders Wildschweine, die gerne in der Erde pflügen, seien deshalb oft damit belastet. So hoch belastet, dass ihr Fleisch immer noch nicht in den Handel kommen darf. Laut EU gibt es einen Grenzwert pro Kilo, der nicht überschritten werden darf: 600 Becquerell. Manfred Werne, Vorsitzender des Kreisjagdverbands Kempten, erinnert sich an 1986: 'Schlagartig haben wir unser Fleisch nicht mehr los gebracht. Bestes Wildbret musste über die Kadaverkiste entsorgt werden.' Noch heute lande manches Wildschweinfleisch statt auf dem Teller in der Tierkörperbeseitigungsanlage. Der Jäger erhalte dann über das Bundesamt für Strahlenschutz rund 150 Euro Ausgleichszahlung. Werne: 'Reh- und Rotwild sind nicht mehr problematisch.' Karl Kleiter, Leiter der Forstbetriebe Sonthofen der Bayerischen Staatsforsten stimmt zu und betont: 'Die Radioaktivitätsüberwachung ist weiter ein wesentlicher Bestandteil der Qualitätssicherung unseres Wildbrets.' Rot-, Reh- und Gemswild seien kaum, Schwarzwild dagegen 'noch stark belastet.'

    Trinkwasser nicht gefährdet'Der Boden hat das Unglück von Tschernobyl nicht vergessen, gibt es Jahr für Jahr an Früchte und Pilze als permanente Erinnerung weiter', so Peter Titzler, Abteilungsleiter am Landwirtschaftsamt in Immenstadt. Vor allem Maronenröhrlinge seien stark belastet, teils auch Steinpilze und Pfifferlinge, fügt Dr. Irmgard Harms vom Gesundheitsamt Oberallgäu an. 'Bei gelegentlichem Verzehr von Pilzen bestehen jedoch keine Bedenken', sagt die Ärztin und weist auch auf die Schwermetallkonzentration in Pflanzen hin. Sie selbst war Ende April 1986 im Urlaub gewesen, ohne Radio und Fernsehen. 'Ich wunderte mich damals sehr, als ich wieder zurück kam, dass keine Kühe auf den Weiden waren.' Die Mitarbeiter des Gesundheitsamts seien 1986 'mit Fragen bestürmt worden, beispielsweise ob das Trinkwasser gefährdet sei. Heute wie damals laute die Antwort 'Nein'. i Das Umweltinstitut München untersucht Lebensmittel auf Radioaktivität. Von August bis Oktober sind die Untersuchungen von Waldprodukten kostenlos. Infos unter Telefon: (089) 30 77 49-0. E-mail: info@umweltinstitut. org

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