Bei einem schweren Raftingunfall auf der Hochwasser führenden Bregenzer Ach nahe Alberschwende (Vorarlberg) sind am Samstag insgesamt 74 Personen verunglückt. Mehrere Boote waren gegen 12 Uhr gekentert. Danach waren zehn Teilnehmer zum Teil stundenlang vermisst. Um 16.45 Uhr kam die Entwarnung: Die letzte Person wurde gefunden. Nach dem Unglück mussten acht Teilnehmer in Krankenhäuser gebracht werden.
Mehrere Boote zweier Veranstalter mit insgesamt 74 Insassen waren gegen 8 Uhr in Langenegg zu der Raftingtour gestartet. An einem Kraftwerks-Wehr in Alberschwende kenterten die Boote. Sogleich wurde eine riesige Rettungsaktion gestartet. Mindestens zehn Personen galten vorerst als vermisst. Es entwickelte sich daraus einer der größten Sucheinsätze, die es in den vergangenen Jahren in Österreich gegeben hatte.
Die Unklarheit über die tatsächliche Anzahl der Bootsinsassen machte die Arbeit für die Einsatzkräfte extrem schwierig. Laut Richard Eberle, Kommandant der ermittelnden Polizei-Inspektion Hittisau, sei die Suche nach Vermissten extrem erschwert worden, weil die Veranstalter - ein österreichisches und ein deutsches Unternehmen - keine genauen Teilnehmerlisten vorlegen konnten.
So wurde gegen 14 Uhr die Meldung ausgegeben, dass alle Vermissten gerettet werden konnten. Gegen 16 Uhr berichtete hingegen Sicherheits-Landesrat Erich Schwärzler, dass die Suche nach zwei Abgängigen noch im Gange sei, um dann rund 50 Minuten später den erfolgreichen Abschluss der Suchaktion bestätigen zu können. Alle Vermissten seien demnach in Sicherheit.
Suche mit mehreren Helikoptern
Insgesamt sind 240 Einsatzkräfte mobilisiert worden, darunter 70 Feuerwehrmänner, 55 Wasserwachtler, vier Notärzte und mehrere Hubschrauberbesatzungen. Die Retter suchten zwischen Doren und Kennelbach das ganze Gebiet auf beiden Uferseiten nach Gestrandeten ab.
Die Fließgeschwindigkeit der Ache war mit vier bis fünf Metern pro Sekunde am Samstag aber extrem schnell, was den Einsatz und vor allem die Bergungen stark erschwerte.
Andere hatten abgesagt
Zwölf Personen konnten mit fremder Hilfe gerettet werden, der Rest wurde durch die Einsatzkräfte aus den Fluten gezogen oder am Ufer abgeholt. Eine Person musste mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus Bregenz geflogen werden.
Warum nach den heftigen Regenfällen der vergangenen Tage die beiden Veranstalter die Raftingtour gestartet hatten, war gestern bis Redaktionsschluss nicht klar. Andere Veranstalter hatten wegen der angeschwollenen Bregenzer Ach und dem vielen Treibholz ihre geplanten Touren abgesagt.
Die Staatsanwaltschaft Feldkirch wird heute prüfen, ob Ermittlungen in Richtung fahrlässige Körperverletzung und Gefährdung der körperlichen Sicherheit gegen die Rafting-Veranstalter eingeleitet werden. (az)