Das neue Ausbildungsjahr startet, doch viele Firmen suchen immer noch nach Nachwuchs. In Kempten sind laut der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, die sich auf Zahlen der Arbeitsagentur beruft, von insgesamt rund 730 gemeldeten Ausbildungsstellen aktuell noch 300 Plätze zu vergeben. Die IG BAU Schwaben warnt vor einer Verschärfung des Fachkräftemangels, sollte ein Großteil der Stellen unbesetzt bleiben und ruft Berufsstarter dazu auf, sich insbesondere in der Baubranche umzusehen. Laut Arbeitsagentur sind bei Hoch- und Tiefbauunternehmen in Bayern derzeit noch rund 1.520 Plätze frei. Das entspricht etwa der Hälfte aller gemeldeten Ausbildungsstellen in der Branche.
Baugewerbe muss mehr Berufsanfänger für sich gewinnen
"Die Corona-Pandemie ist insgesamt am heimischen Ausbildungsmarkt nicht spurlos vorbeigegangen. Teils bieten Firmen weniger Plätze an oder fahren die Lehre ganz zurück. Auch der Berufsschulunterricht kann nicht überall wie gewohnt stattfinden. In vielen Bereichen bewerben sich aber auch deutlich weniger Schulabgänger", so Michael Jäger, Bezirksvorsitzender der IG BAU Schwaben. Besonders das Baugewerbe müsse angesichts der anhaltend hohen Auftragslage - vom Wohnungs- bis zum Gleis- und Straßenbau - noch mehr Berufsanfänger für sich gewinnen. Dabei stünden Bau-Azubis im Branchenvergleich in puncto Bezahlung an der Spitze, wie eine Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung zeigt. Ein angehender Maurer kommt demnach im ersten Ausbildungsjahr auf 890 Euro pro Monat. Im zweiten Jahr liegt die Vergütung bei 1.230 Euro, im dritten sind es 1.495 Euro.
Gewerkschaft fordert Entschädigung der Wegezeiten
"Es kommt darauf an, den Bau auch nach der Ausbildung attraktiver zu machen. Gerade die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist hier wichtig", betont Carsten Burckhardt vom IG BAU-Bundesvorstand. Deshalb fordert die Gewerkschaft in der laufenden Tarifrunde für die Branche eine Entschädigung der Wegezeiten. Die Arbeitgeber hätten in den Tarifverhandlungen bis Ende September die Chance, die Branche für die Zukunft aufzustellen. "Ohne höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen wird es kaum gelingen, die enorme Nachfrage nach neuen Wohnungen, sanierten Straßen und energetischen Gebäudesanierungen in den kommenden Jahren zu bewältigen", so Burckhardt.