Roggenburg-Meßhofen: Kuh-Kadaver auf Misthaufen: Die Angst der Nachbarn vor dem Landwirt

21. September 2023 16:46 Uhr von Sebastian Mayr
Noch befinden sich Tiere auf dem Hof in Meßhofen, einige Rinder sind aber offenbar bereits von einem Viehtransporter abgeholt worden. (Symbolbild)
Branko Jet auf Pixabay

Überrascht ist über den Einsatz von Veterinäramt und Polizei auf einem Hof in Meßhofen wegen Kadavern von Rindern auf einem Misthaufen offenbar keiner. Doch offen reden will auch niemand. Der Bürgermeister sagt: "Die Leute haben Angst".

Die Fassade des Kuhstalls ist schmutzig, an den Fenstern des Wohnhauses hängen Spinnweben. Kühe rufen, eine Kunststoffplane flattert. Vor der Haustür liegen Briefe und eine Zeitschrift, die Zeitung vom Wochenende klemmt hinter einem Metallhaken am Haus. Auf Klingeln öffnet der Landwirt nicht. Als das Veterinäramt in den vergangenen Wochen seinen Hof kontrollierte, war zur Sicherheit die Polizei mit mehreren Streifenwagen dabei. Beschäftigte der Behörde haben den Betrieb Ende August nach einem anonymen Hinweis in den Blick genommen. 

 Tierkadaver auf Misthaufen von Bauernhof in Meßhofen

Auf dem abgelegenen Misthaufen des Bauernhofes wurden Tierkadaver beziehungsweise Überreste von toten Tieren des Betriebs gefunden. Der Landwirt selbst ist nach Angaben des Veterinäramts über Jahre hinweg durch wiederkehrende Verstöße im Bereich Tierschutz, Tierkennzeichnung und Tierkörperbeseitigung aufgefallen. Vor Gericht erhielt er immer wieder Recht, offenbar dank der guten Arbeit seiner Anwältin. Nun hat das Veterinäramt ein Tierhalte- und Betreuungsverbot gegen den Mann ausgesprochen, das Verwaltungsgericht Augsburg kommt in einer vorläufigen Entscheidung zum Ergebnis, dass das Verbot "voraussichtlich rechtmäßig" ist. Beim Gericht füllt der Mann seit 2005 die Akten. Bekannt geworden sind Fälle lahmender Tiere, ein eingewachsener Strick bei einem Kalb und falsch betreute kranke Rinder.

Kontrolle von Polizei und Veterinäramt bei Landwirt in Meßhofen

In der Nachbarschaft will niemand über den Mann und die Vorgänge sprechen. "Die Leute haben Angst", sagt Roggenburgs Bürgermeister Mathias Stölzle. Der dörfliche Frieden leide seit Langem unter dem Landwirt, doch der sehe sich als Unverstandener in einer Opferrolle. "Es brennt mir auf der Zunge, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Aber ich will keine Angriffsfläche bieten", sagt er. Wenn er etwas sage, was als Vorverurteilung durch eine Amtsperson verstanden werden könne, liefere er nur eine Vorlage für das Selbstverständnis des Mannes als Opfer von Veterinäramt, Polizei, Gemeinde und Dorfgemeinschaft.

Der Hof ist ein alteingesessener Betrieb in dem rund 270 Menschen zählenden Ortsteil Roggenburgs, geführt wird er von einem Mann um die 60. Die Vorfälle, so wird aus den knappen Gesprächen im Ort deutlich, haben niemanden überrascht. Erstaunen gab es eher darüber, dass es so lange gedauert hat, bis tatsächlich ein Tierhalte- und Betreuungsverbot wahrscheinlich wird. Und darüber, dass es so lange gedauert hat, bis die Vorfälle aus den letzten Augusttagen über Meßhofen hinaus publik wurden. Immer wieder gebe es Ärger. Nicht nur beim Umgang mit dem Vieh, sondern auch mit anderen Menschen, die im Ort leben. Die Situation, so heißt es, ist seit Jahren bekannt. Der Bauer kümmere sich nicht um kranke Tiere, Menschen aus der Nachbarschaft fühlen sich von ihm bedroht. Andere Landwirte wollen sich nicht äußern. "Das mache ich nicht", sagt einer.

Ärger um Bauernhof: Roggenburger Bürgermeister will sich nicht äußern

Wie die Information an die Öffentlichkeit gelangt ist, ist bislang unbekannt. Hat ein Jäger die Kadaver auf dem Misthaufen gesehen? Hat jemand den Vorfall bei der Gemeinde gemeldet? Im Dorf kursieren Gerüchte. Mathias Stölzle kann kein Licht ins Dunkel bringen. Er sei im Urlaub gewesen und habe erst danach von den Kontrollen durch das Veterinäramt erfahren.