Ein süßlich-beißender Geruch, Fliegen, die überall durch die Luft schwirren und schließlich der Anblick eines Misthaufens, auf dem ganze Kadaver von Kühen verwesen und aus dem bereits Knochen hervorschauen - so muss es für die Mitarbeiter des Veterinäramtes Neu-Ulm gewesen sein, als sie am 30. August das Gelände eines Bauernhofes in Meßhofen betraten. Auf diesem Bauernhof im kleinen Meßhofen, einem Ortsteil der Gemeinde Roggenburg im Landkreis Neu-Ulm, spielten sich offenbar grausame Szenen im Bezug auf die Haltung, Pflege und Beseitigung von Rindern ab - und das jahrelang.
Nach Beschwerde: Gravierende Tierschutzverstöße auf Bauernhof in Meßhofen festgestellt
Aber der Reihe nach: Am 29. August, einem Dienstag, ging beim Veterinäramt Neu-Ulm scheinbar ein anonymer Tipp ein: Es handelte sich um eine Beschwerde, die sich gegen einen Bauernhof in Meßhofen richtete. Als das Veterinäramt zusammen mit der Polizei dann einen Tag später auf dem besagten Hof vorbeischaute, wurden dort "gravierende Tierschutzverstöße festgestellt", wie das Veterinäramt gegenüber all-in.de erklärte. Da es sich um ein laufendes Verfahren handele, könne man derzeit allerdings keine weiteren Auskünfte erteilen, hieß es zunächst.
Misthaufen voller Kadaver und Knochen von Rindern
Doch dann machten in der Ortschaft Gerüchte die Runde. Auf dem Bauernhof seien Kadaver und Knochen von Tieren gefunden worden. Auf erneute Nachfrage unserer Redaktion, bestätigte das Veterinäramt Neu-Ulm: Auf dem Misthaufen des Bauernhofes wurden tatsächlich Tierkadaver beziehungsweise Überreste von toten Tieren des Betriebs gefunden.
Jahrelange Verstöße im Bereich Tierschutz, Tierkennzeichnung und Tierkörperbeseitigung
Das führte nun laut dem Veterinäramt zu einem Halteverbot für Tiere auf dem Bauernhof. Der Halter sei nämlich kein unbeschriebenes Blatt. Er sei über Jahre hinweg durch wiederkehrende Verstöße im Bereich Tierschutz, Tierkennzeichnung und Tierkörperbeseitigung aufgefallen. "Der Tierhalter erkennt kranke Tiere nicht, er sondert sie nicht in einer Krankenbucht ab oder lässt sie entsprechend der Erkrankung tierärztlich behandeln. Rinder werden ferner nicht oder nicht rechtzeitig mit Ohrmarken gekennzeichnet und Tierkadaver werden nicht der ordnungsgemäßen Entsorgung über die Tierkörperbeseitigungsanstalt zugeführt", teilte das Veterinäramt Neu-Ulm all-in.de mit. Solche gravierenden Tierschutzverstöße seien auch bei der letzten anlassbezogenen Kontrolle im August 2023 aufgefallen - zum wiederholten Mal.
Tierhalte- und Betreuungsverbot für Bauer aus Meßhofen
Weil laut dem Veterinäramt Maßnahmen wie Anordnungen, Bußgelder oder Strafverfahren nicht zu einer Verbesserung der Tierhaltung führten, wurde nun ein Tierhalte- und Betreuungsverbot gegen den Halter in die Wege geleitet. Gegen dieses Verbot habe der Betroffene gerichtlichen Rechtsschutz beantragt. Das Verwaltungsgericht Augsburg kommt jedoch in einer vorläufigen Entscheidung zu dem Ergebnis, dass das Tierhalte- und Betreuungsverbot "voraussichtlich rechtmäßig" ist und verweist dabei insbesondere auf die diversen tierschutzrechtlichen Verstöße auf dem Hof.
"Ein Leben voller Angst, Schmerzen und Leiden"
Die Tierschutzorganisation Peta, die unsere Redaktion mit den Gerüchten zu dem Tierskandal in Meßhofen konfrontierte, sagte dazu: "Der Fall hört sich schlimm an. Uns erschüttern solche Meldungen immer und immer wieder erneut aufs Tiefste. Zum einen, weil kein Lebewesen dieser Welt es verdient hat, in ein Leben voller Angst, Schmerzen und Leiden hineingezwungen zu werden. Und zum anderen, weil solche Fälle nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind." Was die verwesenden Rinder, die in Meßhofen möglicherweise ein solches Leben gelebt haben angeht, so prüft das Veterinäramt aktuell die fachgerechte Beseitigung der Kadaver.