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Knochenfunde in Pforzen: Allgäuer Biber seit über 11 Millionen Jahren heimisch

Ausgrabungen in der Hammerschmiede

Knochenfunde in Pforzen: Allgäuer Biber seit über 11 Millionen Jahren heimisch

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    Biber-Fossilien aus der Fundstelle "Hammerschmiede" bei Pforzen im Ostallgäu
    Biber-Fossilien aus der Fundstelle "Hammerschmiede" bei Pforzen im Ostallgäu Foto: Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment

    Die Tongrube "Hammerschmiede" bei Pforzen im Allgäu: eine mittlerweile berühmte Fundgrube für Paläontologen (Paläontologie: Wissenschaft von den Lebewesen und Lebewelten der geologischen Vergangenheit). Sensationelle Fundstelle des knapp 12 Millionen Jahre alten Menschenaffen "Udo". Daneben fanden Paläontologen in der Hammerschmiede schon über 140 fossile Wirbeltierarten, unter anderem sehr aufschlussreiche Überreste von Bibern.

    Biber: Seit über 11 Millionen Jahren im Allgäu!

    Thomas Lechner und Madelaine Böhme vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen berichten aktuell von Knochenfunden von Bibern, mit denen sich die Lebensweise und Entwicklung einer ausgestorbenen Biberart nachvollziehen lässt: Der "Steneofiber depereti", ein Biber, der etwas kleiner war als heutige Biberarten, hat demnach schon vor über 11 Millionen Jahren das Allgäu besiedelt!

    Forscher vergleichen Sterblichkeit der Biber am Fluss und am Bach

    "Es ist ungewöhnlich, dass Aussagen zu Sterblichkeit und Ökologie fossiler Tierarten möglich sind – meist existieren nur Einzelfunde", so Professorin Madelaine Böhme in einer Mitteilung. Den Schlüssel liefere in diesem Fall die Fundstelle selbst: "Die Fundstelle Hammerschmiede gibt einen detaillierten Einblick in zwei unterschiedliche fossile Habitate, einen kleineren Bachlauf – der Lebensraum des Menschenaffen Danuvius guggenmosi ‒ und einen größeren Fluss." So wird es möglich, die Sterblichkeit der Biber im Fluss mit derer im Bach zu vergleichen. "Aus beiden Ablagerungsbereichen konnten wir die Zähne von vielen Bibern sammeln und anhand der jeweiligen Zahnabnutzung 'Mortalitäts-Profile' erstellen und vergleichen", erklärt Grabungsleiter der Fundstelle, Doktorand Thomas Lechner.

    Biber leben im Familienverband

    Das Ergebnis zeigt demnach deutlich, dass im Bachbereich Biber oft im jungen Erwachsenenalter gestorben sind. Es gab dort so gut wie keine Jung- und Alttiere. Im Fluss dagegen zeigt sich genau das Gegenteil mit einer hohen Sterblichkeit im Baby-Alter und einer linear fallenden Alterssterblichkeit. "Junge erwachsene Biber scheinen hier zu fehlen", so eines der Forschungsergebnisse. Exakt dieses Bild zeichnen auch heutige Biberpopulationen. Der optimale Lebensraum für Biber lag demnach wie bei heutigen Biber-Arten in größeren Flussbereichen. Schon vor elf Millionen Jahren haben Biber im Allgäu in Familienclans mit mehrjähriger elterlicher Fürsorge gelebt.

    Forscher sind froh über die Hammerschmiede

    "Die Studie zeigt einmal mehr, wie lohnenswert die akribische Grabungsarbeit ist und welch einzigartiges Potential Fossilien besitzen können, indem nicht nur die reine Morphologie, sondern auch statistische Altersverteilungen der Funde unerwartete Einblicke geben können", sagt Böhme. Unter Leitung von Professorin Madelaine Böhme vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen finden die Ausgrabungen in der Menschenaffen-Fundstelle Hammerschmiede seit 2011 statt. Seit 2020 werden sievom Freistaat Bayern finanziell unterstützt.

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