Die jüngste Sontheimer Gemeinderatssitzung ist auf großes Interesse bei den Bürgern aus Sontheim und Attenhausen gestoßen. Mehr als 50 Interessierte hatten sich im Sitzungssaal eingefunden, denn auf der Tagesordnung standen gleich zwei brisanten Themen. 'Informationen zum Hochwasserschutz in Sontheim und Attenhausen durch das Wasserwirtschaftsamt Kempten' sowie die 'Stellungnahme im Rahmen des informellen Anhörungsverfahrens zur Fortschreibung der Windenergie im Regionalplan Donau-Iller', standen auf der Tagesordnung.
'Der ominöse Bürgerentscheid in Erkheim wird für alle Anliegergemeinden der Östlichen und Westlichen Günz Folgen haben', so eingangs Bürgermeister German Fries, der das Wort an Helmut Weis vom Wasserwirtschaftsamt (WWA) Kempten weitergab. Wie berichtet haben die Erkheimer im Januar bei einem Bürgerentscheid gegen das geplante interkommunale Hochwasserschutzprojekt Günztal gestimmt.
Als 'Bauernfänger-Trick' abgetan
Anhand eines Planes zeigte Weis den Gemeinderäten, wie die Gemeinde bei einem 100-jährlichen Hochwasser, das es dort bisher nicht gab, mit Überschwemmungen zu kämpfen hätte. Derzeit könnten 13 Kubikmeter Wasser pro Sekunde abgeleitet werden, nötig wären laut Weis jedoch 57 Kubikmeter. Das bisherige Planungskonzept zum 'Hochwasserschutz Günztal' habe Gewässer I., II. und III. Ordnung umfasst und wäre bayernweit ein Pilotprojekt gewesen, so Weis weiter. 'Erkheim tat dies jedoch als Bauernfänger-Trick ab.' Das Schadenspotenzial für die beiden Ortsteile Sontheim und Attenhausen beläuft sich laut Weis auf 17,8 Millionen Euro. Er verdeutlichte, dass sich die Kosten für andere Schutz-Varianten explosionsartig erhöhen würden.
'Wie es weitergehen soll? Hier steht ein großes Fragezeichen', so Weis. Der Freistaat habe die Ausbaupflicht, wenn die Finanzierung gesichert ist. Nach dem Bürgerentscheid in Erkheim sei dies jedoch nicht der Fall. Der Ausstieg Erkheims verteuere für alle anderen die Beteiligungsbeiträge.
Zu der Hochwassersituation in Attenhausen sprach Patrick Hübner, Abteilungsleiter beim WWA. Ohne das interkommunale Günzprojekt werde es für Attenhausen keinen Hochwasserschutz geben. Denn für den Schutz der Schwelk werde dann nicht mehr viel zu erreichen sein. Die Gemeinden an diesem Gewässer III. Ordnung müssten sich eventuell zusammenschließen und mithilfe staatlicher Fördermittel versuchen, Wege für eine Lösung zu finden, so Hübner.
'Die Entscheidung von Erkheim ist uns um die Ohren geflogen. Wie sinnvoll ist es, die Planung weiter zu führen?', wollte der Gemeinderat wissen. Darauf antwortete Weis, dass demnächst eine Besprechung im Ministerium zu diesem Thema geführt werde, danach könne er nähere Auskünfte geben. Mehr zum Thema finden Sie auch in unserer Wochenendreportage mit Video. Darin Interviews mit Erkheims Bürgermeister Peter Wassermann und Bern Schäfer, dem Bürgermeister von Ottobeuren.