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Image-Schaden für die Bio-Höfe

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Image-Schaden für die Bio-Höfe

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    Kontrollen nach Nitrofen-Skandal ­ Bauern besorgt Ostallgäu (vit). Der Nitrofen-Skandal verunsichert auch im Ostallgäu die Bio-Landwirte und Verbraucher. Doch bisher, so Leitender Veterinärdirektor Dr. Johann Ludwig vom Landratsamt, gebe es keine Anhaltspunkte, dass belastete Lebensmittel oder verseuchtes Futter ins Ostallgäu gelangt sind.

    Die Lebensmittelüberwacher im Landratsamt haben in den vergangenen Tagen bereits mit den Filialen von deutschlandweit aktiven Handelsketten Kontakt aufgenommen und abgeklärt, ob in den Landkreis Nitrofen belastete Fleischwaren gelangt sein könnten. Das Ergebnis war negativ. Dennoch schwärmen die Kontrolleure verstärkt aus, überprüfen die Regale von Supermärkten, aber auch die 20 Naturkost- und Hofläden. Proben landen in staatlichen Labors. Allerdings reichen die Kapazitäten kaum aus: Nur 30 Proben aus Bayern könnten derzeit wöchentlich auf Nitrofen getestet werden. Die zweite Schiene, über die Dr. Ludwig mit dem Nitrofen-Skandal befasst ist, betrifft die Futtermittel: Zu seiner Abteilung gehört auch ein Futtermittelkontrolleur, der bei Landwirten und Futtermittelherstellern Proben nimmt. Da aber bisher keine Hinweise auf Lieferungen des betroffenen Herstellers ins Ostallgäu vorliegen, kontrolliere man nicht stärker als bisher: 'Der Veterinärassistent für die Futtermittelkontrollen steht aber Gewehr bei Fuß, falls es Hinweise gibt.'

    Besonders der Bereich Futtermittel interessiert den Bio-Landwirt Herbert Fichtl, auf dessen Grünland-Betrieb auch Puten gemästet werden. Fichtl war früher im Vorstand der Biofleischbörse Allgäu. Er vermarktete über die Organisation einen großen Teil seiner Rinder, die er auf seinem Hof bei Ebenhofen züchtet. Nach den ersten deutschen BSE-Fällen brach der Markt zusammen. Der Hauptabnehmer des Rindfleisches, Babykost-Hersteller Hipp, verbannte Rind aus seinen Gläschen. Die Biofleischbörse ging in Konkurs.

    Sein Sohn Andi suchte ein zweites Standbein für den Hof: Bio-Puten. In diesem Betriebszweig mästete er im vergangenen Jahr bereits mehrere hundert Vögel. Auch heuer wachsen dort 900 Puten heran. Rund 25 000 Euro investiert Fichtl, bis die Tiere in einem Monat geschlachtet werden. Ein Teil geht über die Direktvermarktung an Abnehmer aus der Region, doch der Großteil soll für die Baby-Gläschen an Hipp geliefert werden. Nach dem Nitrofen-Skandal fürchten die Fichtls aber, dass nun auch dieser Markt wegbrechen könnte. Zitat Der Nitrofen-Skandal ist besonders deshalb so schlimm, weil die Verbraucher bisher sagten, da kaufe ich was Gutes und zahle etwas mehr. Dieses Vertrauen ist nun angekratzt.}Leitender Veterinärdirektor Dr. Johann Ludwig

    Daher sind Herbert und Andi Fichtl verunsichert. Sie sind zwar überzeugt, dass ihr Futter frei von Pflanzengiften ist, dennoch bleibe ein großer Image-Schaden für die Bio-Betriebe. Die Fichtls beziehen ihr Futter von einer Mühle in Oberösterreich. 'Das ist eine reine Biofuttermühle', stellt Herbert Fichtl heraus. Der Bio-Futtermittelhersteller habe in den vergangenen Tagen informiert, dass er kein Getreide aus Ostblockländern verwende, wo Nitrofen im Getreideanbau erlaubt ist.

    Um den Abnehmern ihres Putenfleisches noch mehr Sicherheit zu bieten, schlachten die Fichtls in den nächsten Tagen vorab eine Pute. Deren Fleisch lassen sie auf Nitrofen testen. '130 Euro kostet die Untersuchung, aber wir wollen unseren Kunden nur gesundes Fleisch verkaufen', erklärt Herbert Fichtl. Getestet werden auch die Puten, die in vier Wochen an Hipp gehen.

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