Beruf: Hier geht es mir gut

31. Mai 2017 10:31 Uhr von Silvia Reich-Recla
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Eine ungarische Krankenschwester nutzt die Möglichkeit, in Deutschland zu arbeiten.

Dank EU ging alles ganz schnell. Die Ungarin Annamaria Terenyi schickte aus Kroatien per E-Mail Dutzende von Bewerbungen an Krankenhäuser in Deutschland. Die schnellste Antwort kam aus Immenstadt. Sie musste zwar erst auf der Landkarte suchen, wo Immenstadt überhaupt ist, sagte aber ohne zu zögern zu. Seit Juli 2014 arbeitet die 28-jährige Krankenschwester im Klinikum.

Annamaria Terenyi ist eine von 171 Ausländern, die im Klinikverbund (2850 Mitarbeiter) arbeiten. Sie ist top ausgebildet, eine gefragte Kraft sagt stellvertretender Pflegedienstleiter Matthias Fink. Ohne ausländische Mitarbeiter könnten wir den Betrieb wie er ist nicht aufrechterhalten.

Jeder EU-Bürger hat das Recht in einem EU-Land seiner Wahl zu arbeiten. Diese Arbeitnehmerfreizügigkeit gilt seit 2014 auch für Polen, die Slowakei, Tschechien, Slowenien, Estland, Lettland, Litauen und Ungarn sowie für Bulgarien und Rumänien, seit 2015 zudem für Kroatien.

Umgekehrt gilt dieses Recht natürlich auch, betont Reinhold Huber, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen. Er erwähnt die EURES-Berater, die in Grenzregionen vermitteln. Diese Woche habe eine EURES-Beraterin aus Dänemark mitgeteilt, dass dort Industriemechaniker, Elektroniker, Kfz-Mechatroniker oder Anlagenmechaniker gefragt seien. Wer sich dort bewerben möchte, hat derzeit ausgezeichnete Chancen.

Fachkräfte in der Elektro-, Metall- und Maschinenbauindustrie würden aber auch im Allgäu und benachbartem Österreich gesucht. Die Agentur für Arbeit vermittelt solche Fachkräfte über die Zentrale Auslandsvermittlung. Darauf setzt unter anderem das Allgäustift-Pflegezentrum.

Denn Pflegekräfte werden dort, wie überall in Pflegeheimen in der Region gebraucht. Über diesen Weg haben wir fünf Mitarbeiterinnen aus Kroatien, Bosnien und Rumänien vermittelt bekommen, sagt Geschäftsführer Philipp Prestel.

25 der 600 Mitarbeiter kommen zudem aus der Slowakei. Wir haben Kooperationen mit einer slowakischen Pflegefachschule und einer Universität. Die neuen Mitarbeiter werden sprachlich geschult.

Deutschkurse für seine Mitarbeiter bietet auch das Panorama-Hotel in Oberjoch. Von den 120 Angestellten seien viele aus Osteuropa. Deren Mentalität passe gut mit der deutschen zusammen, sagt Anna Zielke, die stellvertretende Geschäftsführerin.

Peter Fischer aus Oberstdorf, Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbands, sagt, Spüler, Zimmermädchen oder Hausmeister sind in Deutschland kaum noch zu finden.

Dirk Schoppmann, der Sprecher der Organisation Top-Hotels im Allgäu betont: Im boomenden Geschäftszweig Tourismus brauchen wir ausländische Arbeitskräfte. Sie könnten heute unkompliziert auf EU-Ebene eingestellt werden. Und sie bewerben sich auch oft in Eigeninitiative.

Sie kämen meist alleine, schickten Geld an ihre Familien. Denn der Verdienst in Deutschland sei um ein Vielfaches höher als in Osteuropa. Das sagt auch Krankenschwester Terenyi . Hier geht es mir gut. Ich kann mir eine Wohnung und ein Auto leisten. Zudem habe ich die Möglichkeit, mich weiterzubilden. Ein weiterer Vorteil: die Reisefreiheit. Mit dem Auto bin ich in sechs Stunden zu Hause bei Mama, die in Istrien lebt.

Die Agentur für Arbeit bietet mit europäischen Partnern das EURES-Netzwerk mit Internetportal für Arbeitssuchende im Ausland und Arbeitgeber, die ausländische Arbeitskräfte suchen https://ec.europa.eu/eures/public/de/homepage Es gibt auch eine kostenlose Telefonhotline für Arbeitnehmer 08004 555 500 und Arbeitgeber 08004 555 520