Der Landkreis Lindau als Wirtschaftsraum ist durch zweierlei gekennzeichnet: durch seine "Brückenlage" zwischen Allgäu und Bodenseeregion sowie durch die starke Konkurrenz der Ballungsgebiete drumherum: Stuttgart, Zürich, München etwa. Im Kreisentwicklungsausschuss war die Wirtschaftsförderung unter diesen beiden Voraussetzungen Thema. Dr. Gerald Mathis sprach für die Wirtschafts- und Entwicklungsleitstelle Westallgäu (WEST), Tobias Walch vom Landratsamt für den Landkreis Lindau über Zielrichtungen und Projekte.
Landrat Elmar Stegmann bezeichnete es als "charmante Lage" des Landkreises Lindau, dass er in mehrere Regionen eingebunden sei. Um diesen Vorteil zu nutzen, beteiligt sich der Kreis an zwei Initiativen: der Bodensee Standort Marketing GmbH und die Allgäu-Initiative. Über beide Verbände will die Region ihre Stärken herausstellen und ihre Attraktivität beweisen für Unternehmen - vor allem aber auch für Arbeitskräfte, wie Tobias Walch betonte: "Hier müssen wir uns noch stark profilieren gegenüber den Ballungszentren." Das Internetportal der Allgäu-Initative nannte er als gutes Beispiel für positive Vermarktung (siehe Infokasten).
Bei Imagepflege und Vermarktung sollten nach Ansicht des Landratsamts Wirtschaft und Tourismus zusammengefasst werden. "So können wir Energien bündeln und Synergieeffekte nutzen", sagte Tobias Walch. Die entsprechenden Gremien seien meist von denselben Personen besetzt, ergänzte Landrat Elmar Stegmann. Auch die Landwirtschaft versucht laut Walch, gemeinsame Vermarktungsstrukturen zu schaffen, damit sie sich hier einbringen kann.
Als mögliche Perspektive im Kreis Lindau wurden am Rande der Ausschusssitzung Zukunftstechnologien angesprochen. Laut Dr.
Gerald Mathis wird daran gedacht, sich über das Interreg-IV-B-Programm an dem Projekt "Identifikation von Forschungsfeldern zur Gewinnung erneuerbarer Energie und daraus resultierende Ansiedlungs- und Gründungsmöglichkeiten" zu beteiligen.
Auf Nachfrage unserer Zeitung erläuterte Tobias Walch, Ziel sei es, für die in Zusammenhang mit regenerativen Energien tätigen Unternehmen ein interessantes Umfeld zu schaffen. "Das passt auch sehr gut zum Gedanken: Allgäu - die grüne Region", so Walch. Konkret müsse etwa die Vernetzung zur Forschung angegangen werden, um für diese Branche ein attraktiver Standort zu sein. "In Ballungszentren fallen ständig Fördergelder für solche Dinge ab, etwa für Forschungsinitativen. Da sollten wir unsere Möglichkeit auch nutzen - sofern die Dinge sinnvoll sind.
" Immerhin 400000 bis 500000 Euro an Fördergeldern könnten laut Mathis im Rahmen dieses Projekts in den Landkreis fließen. Von den Investitionen muss nur ein Viertel selbst aufgebracht werden.
Mehrfach betonten Mathis und Walch vor dem Ausschuss, dass im Landkreis Lindau die Neuansiedlung von Betrieben nicht im Vordergrund stehe. Vielmehr sollten die vorhandenen klein- und mittelständischen Betriebe unterstützt werden - sowohl was deren Erhalt als auch deren Weiterentwicklung anbelange. "Dabei geht es um die Rahmenbedingungen, etwa Verkehr, Breitbandverkabelung, und Arbeitskräfteangebot", erläuterte Walch.
Die WEST mit ihrer Geschäftsführerin Andrea Schneider hat in ihrem zweieinhalbjährigen Bestehen 161 Beratungsgespräche geführt. Inhalt waren laut Mahtis meist die Bestandspflege, die Immobilienentwicklung und manchmal auch Profilierung oder Fördermanagement.