Von Peter Schwarz, Oberstdorf-Tiefenbach - Wird die Breitachklamm bei Oberstdorf-Tiefenbach erst im Winter wieder als Attraktion bereitstehen und bis dahin geschlossen bleiben müssen? Der Breitachklamm-Verein, der das Naturwunder vor 100 Jahren erschlossen hatte und pro Jahr mehr als 300000 Besucher in der Felsenschlucht registriert, rechnet jedenfalls mit einer langen Schließungszeit. Grund: Das Hochwasser vor einer Woche hat in der Klamm Schäden angerichtet, die auf eine halbe Million Euro oder noch mehr geschätzt werden. Die Wassermengen an den Hochwassertagen haben der sonst schon tosenden Breitachklamm erheblich zugesetzt, teilt der Breitachklamm-Verein in einer Presse-Erklärung mit. Insbesondere hat die durch die sintflutartigen Regenfälle noch ungebärdigere Kraft des Wassers dem vor 100 Jahren mühsam angelegten und im Lauf der Jahrzehnte immer wieder erneuerten Weg im vorderen Bereich der Schlucht extrem geschadet. Dort gibt es die meisten Verbauungen.
Flutwelle mit ungeheurer Wucht Nach Darstellung des Klammvereins-Vorsitzenden Claus-Peter Horle führte die ungeheure Wucht der Flutwelle dazu, dass an den Steilhängen noch sechs Meter über dem normalen Pegel angespülte tote Fische entdeckt wurden. Bevor es in den ganz besonders engen Schlund geht, fehlen an fünf Stellen insgesamt 160 Meter Weg, zum Beispiel an den hoch sensiblen Stellen hinter dem in den Fels getriebenen Tunnel und am so genannten hölzernen Steg. Im oberen Klammabschnitt zerschmetterten Flut und mitgerissene Baumstämme zwei Brücken total. Noch haben die Verantwortlichen nicht alle Stellen in der Klamm erkunden können. Soweit aber vom 70 Meter über dem dahinschießenden Wasser hochgelegenen Zwingsteg zu verfolgen ist hoffen die Beobachter, dass es bei dem geschätztem Schaden und dessen Behebung von etwa einer halben Million Euro bleibt. Jedenfalls ist das Ausmaß der Zerstörung höher als 1995. Damals hatte ein Felssturz die Breitach zunächst aufgestaut, bevor der natürlich gebildete Damm zerbrach und die tosenden Wassermassen ein Bild der Zerstörung hinterließen. Acht Tage nach der jetzigen 'Sintflut' im Oberallgäu und Kleinwalsertal schießt noch immer die doppelte Menge des Wassers durch die Schlucht wie sonst im Normalzustand für Ende August.
Wenigstens Info-Schau eröffnen Auch wenn nun die Breitachklamm auf Wochen hin geschlossen bleiben muss, um die wichtigsten Schäden zu beheben, beabsichtigt der Klammverein schon vor Beginn der Wintersaison einen Teil des geplanten Naturkunde-Informationszentrums im neuen Eingangsgebäude zu eröffnen (wir berichteten). So kann man wenigstens trockenen Fußes anschauen, welches Naturwunder die Breitachklamm darstellt. Denn das neu errichtete Gebäude blieb von der Überschwemmung verschont Eigentlich wollte der Verein die 'Bergschau'-Filiale groß feiern, zusammen mit der Registrierung der Breitachklamm als eines der hundert wichtigsten 'Geotope' Bayerns. Es war geplant, eine Gedenktafel zu enthüllen, mit der dieses Prädikat für eine Mischung aus Naturschauspiel und geologischer Schöpfung erst jüngst vom Bayerischen Umweltministerium gewürdigt wurde.