Das Landgericht Kempten hat am Dienstagvormittag die Betreiber des Bauernhofes in Dietmannsried wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz schuldig gesprochen. Die Betreiber des Hofes hatten mehrere Kühe vernachlässigt, einige der Tiere mussten sogar eingeschläfert werden. Die Haftstrafen wurden zur Bewährung ausgesetzt. Das Gericht berücksichtigte in seinem Urteil mildernde Umstände.
Das Urteil im Überblick
- Der Vater und Betreiber des Hofes erhielt eine Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten. Die Strafe wird zu Bewährung ausgesetzt, Auflage für die Bewährung ist eine Geldbuße von 2.800 Euro, die an Hilfsorganisationen zu zahlen ist.
- Die Mutter wurde zu einem Jahr und drei Monaten verurteilt, da sie eine untergeordnete Rolle in dem Fall spielte. Auch bei ihr wurde die Strafe zur Bewährung ausgesetzt, verbunden mit der Auflage 2.000 Euro Bußgeld an Hilfsorganisationen zu spenden.
- Der Sohn erhielt ein Jahr und sechs Monate, zugute gehalten wurde ihm, dass er aufgrund eines Krankenhausaufenthaltes nur für einen Teil der Verstöße verantwortlich gemacht werden kann. Diese Strafe ist auch zur Bewährung ausgesetzt. Er muss eine Geldbuße von 3.000 Euro an einen Tierschutzverein spenden.
Die Bewährungszeit bei allen drei Strafen beträgt drei Jahre.
Richter: Angeklagte "keine Schwerverbrecher"
Das Gericht berücksichtigte in ihrem Urteil, dass die Angeklagten imAuftaktprozess am 7. Dezembergeständig waren und sie keinerlei Vorstrafen hatten. Dies hatte auch die Verteidiger in ihren Schlussplädoyers wiederholt betont. Ein weiterer Grund für das milde Urteil ist auch die Tatsache, dass die Familie den Hof und damit ihre Existenzgrundlage verloren hatte. Allein das sei laut Gericht schon Strafe genug. Das Gericht konnte keinen vorsätzliche Vernachlässigung der Tiere feststellen. Vielmehr wurde anerkannt, das bestimmte Umstände zu den katastrophalen Zuständen der Tiere geführt hatten.
Überforderung und finanzielle Not
Besonders ausschlaggebend war, dass der Hof viel zu schnell expandierte. Das brachte die Familie in finanzielle Nöte. Weiter kam hinzu, dass ein schlimmer Verkehrsunfall im Mai 2019 die Betreiber emotional und finanziell stark beansprucht hat. Der Sohn, der am Unfall beteiligt war, musste lange Zeit im Krankenhaus verbringen. Mit den Folgen seiner Verletzungen hat er heute noch zu kämpfen. Aufgrund dieser Umstände war es ihnen nicht mehr möglich für Futter und tierärztliche Versorgung zu zahlen.
Trotz Kontrollen nichts unternommen
Allerdings hatte die Familie durch das Landratsamt und seine Kontrollen unzählige Gelegenheiten, die Zustände auf ihrem Hof zu verbessern. Dennoch unternahmen die Betreiber nichts, sondern ließen die Tiere über ein Jahr in einem furchtbaren Zustand. Laut Zeugenaussagen zeigten sie auch deutliches Desinteresse bei den Kontrollen durch das Landratsamt. Erst als der Betreiber schließlich einen Insolvenzantrag stellte, wurde das Leiden der Tiere beendet. Dabei räumte auch die Verteidigung ein, dass die "Reißleine" viel früher hätte gezogen werden müssen. Vater und Sohn entschuldigten sich am Ende der Verhandlung für die Vernachlässigung der Tiere.