Die Jugendbildungsstätte (Jubi) der Jugend des Deutschen Alpenvereins in Bad Hindelang stellt mit dem Jahreswechsel die Gästeverpflegung auf rein vegetarische Kost um. Damit ist die Jubi in Bad Hindelang zusammen mit der in Babenhausen (beide Allgäu) unter den ersten Jugendbildungsstätten in Bayern, die auf eine rein vegetarische Küche setzen. In einem weiteren Schritt wird auf möglichst regionale und saisonale Bio-Lebensmittel umgestellt.
Klimaneutralität bis 2030
Der gesamte DAV hat mit seinen ca. 1,4 Mio. Mitgliedern einen anspruchsvollen Weg zur Klimaneutralität bis 2030 beschlossen. Dieser Weg verlangt es, CO2-Emmissionen schnell und wirksam zu reduzieren. Die Verpflegung ist neben der Mobilität und der Infrastruktur einer der wichtigsten Hebel, um dies zu erreichen. Etwa die Hälfte der CO2-Äquivalente, die die Jugendbildungsstätte Bad Hindelang jährlich ausstößt, sind dem Bereich Verpflegung zuzurechnen. “Von den einzelnen Lebensmitteln machen die Emissionen, die von tierischen Produkten stammen, gut 60 Prozent aus“, erklärt Lena Behrendes, die als Bildungsreferentin für Nachhaltigkeit und Klimaschutz das Thema in der Jubi begleitet. Das nehmen die Verantwortlichen der Jugendbildungsstätte zum Anlass, die Verpflegung vor Ort umzustellen.
Vegetarisch, regional und saisonal
Um im Bereich der Verpflegung Emissionen zu reduzieren, setzt die Jugendbildungsstätte Bad Hindelang an verschiedenen Stellschrauben an. Ab Januar 2022 wird kein Fleisch mehr verwendet. Zudem soll bis Ende des Jahres die Umstellung auf überwiegend regionale und saisonale Bio- Produkte erfolgen. Produkte mit langen Transportwegen sollen weitestgehend vermieden werden und ansonsten aus fairem Handel stammen. „So eine Umstellung geht nicht von heute auf morgen“, stellt Helga Kolodziejczyk, Hauswirtschaftsleiterin der Jubi Hindelang, fest. „Wir sind froh, dass wir bereits seit mehr als zehn Jahren stark in diese Richtung denken und handeln und schon einige Erfahrungen sammeln konnten.“ Dass die Lebensmittel aus möglichst regionaler Produktion stammen sollen, ist einer der Gründe, warum die Jubi Hindelang auf vegetarische statt vegane Verpflegung setzt: „Eine rein pflanzliche Ernährung wäre von der CO2-Bilanz her sogar noch besser als ‚nur‘ fleischlos. Uns ist es aber auch wichtig, dass unsere Speisen einen regionalen Bezug behalten und hier spielt die kleinbäuerliche Milch- und Käseproduktion einfach eine wichtige Rolle“, sagt Behrendes. Auch die Verwendung von regionalem Bio-Fleisch wurde diskutiert. Dagegen sprechen allerdings wirtschaftliche Überlegungen. „Da Biofleisch zu Recht teuer ist, müssten wir hier unsere Preise erhöhen, was für unsere sozial schwächeren Zielgruppen schmerzhaft wäre“, erklärt Hausleiter Martin Herz die Entscheidung und ergänzt, „Uns ist auch bewusst, dass Milch und Fleisch zusammenhängen. Da insgesamt aber viel mehr Fleisch konsumiert wird, als das, was als Nebenprodukt der Milchwirtschaft entsteht, denken wir, dass dem Gesamtsystem auf jeden Fall auch rein vegetarische Verpflegungsorte guttun.“
„Wir möchten zum Nachdenken und Diskutieren anregen“
In einer Jugendbildungsstätte müssen Personen mit sehr unterschiedlichen Essgewohnheiten zufriedengestellt werden. Eine leichte Entscheidung war die Umstellung für die Verantwortlichen in der Jubi Hindelang daher nicht. Es gehe dabei nicht darum, jemanden dazu zu bringen, generell kein Fleisch mehr zu essen. Dazu meint Herz: „Letztlich bleiben die Gäste maximal eine Woche bei uns und bekommen hier leckeres, nachhaltiges Essen. Ob und was die Gäste von ihren Erfahrungen mit nach Hause nehmen, ist ihre Sache - und das ist auch gut so.“ Behrendes ergänzt: „Nachhaltigkeit und Klimaschutz gehören zu unseren wichtigsten Bildungsthemen und bei der Verpflegung kann man diese sehr unmittelbar und praxisnah aufgreifen. Dabei möchten wir keinesfalls eine dogmatische Haltung vermitteln, sondern vielmehr zum Nachdenken und Diskutieren anregen, was bei uns auf dem Teller landet und was alles damit zusammenhängt.“
Seit 2020 klimaneutral
Bereits seit 2020 ist die Jugendbildungsstätte in Bad Hindelang klimaneutral. Bilanzierung und Zertifizierung stammen vom Energie- und Umweltzentrum Allgäu „eza!“. Dabei bedeutet Klimaneutralität nicht, dass keine Emissionen verursacht werden – sie müssen nur durch entsprechende Ausgleichszahlungen kompensiert werden. „Wir wollen uns aber nicht darauf ausruhen, Kompensationen zu zahlen, sondern unseren CO2-Ausstoß wirklich verringern“, erklärt Herz, „deshalb werden wir uns auch weiterhin dafür einsetzen, die Jubi noch nachhaltiger und klimafreundlicher zu machen“. Unterwww.jubi-hindelang.de/Die-Jubi/Nachhaltigkeit/finden sich noch ausführlichere Informationen rund um das Thema Nachhaltigkeit und die Verpflegungsumstellung der Jubi Hindelang. (Text: Pressemitteilung)