Die Wirtschaftskrise ist in aller Munde. Auch im Ostallgäu wird manche Firma von Auftragsrückgängen gebeutelt, gibt es Kurzarbeit und Entlassungen. Doch nicht überall im Füssener Land geht der Daumen nach unten. Im Gegenteil: Etliche Unternehmer blicken optimistisch nach vorn und investieren nach dem Motto "Krise - na und?" in schwieriger Zeit in ihre Firma. In einer Serie stellen wir einige dieser Betriebe vor - heute das Sägewerk Höllmühle in Rieden am Forggensee.
Rieden am Forggensee Zu finden ist es leicht: Durch die Ortsmitte von Rieden weiter Richtung Faulensee sind die Gebäude und Baumstämme des Sägewerks Höllmühle nicht zu übersehen. Doch wo ist das Büro? Inhaber Martin Alletsee kommt bereits entgegen. Ein Büro will der 36-jährige studierte Holzfachmann bald errichten - und zwar direkt auf der neuen Trockenkammer. "Wir haben nicht so viel Platz und außerdem wäre ich so direkt am Ort des Geschehens", nennt er Gründe für seine Planungen mitten in der Krise.
Dazu müsse allerdings erst einmal die Trockenkammer geliefert werden, die Alletsee bereits gekauft hat. Zunächst will er aber erst einmal die Fundamente betonieren. "Wir haben dieses Jahr trotz Krise viel Arbeit", nennt der Holzfachmann Gründe für seine Investition. Sobald das Fundament dann steht, wird die Trockenkammer aufgestellt.
Sie "sieht aus wie ein Seecontainer", erklärt Alletsee: Zwölf Meter lang, zweieinhalb Meter breit und drei Meter hoch. Dort wird später das Holz auf die nötige Restfeuchte herunter getrocknet.
"Mit rund 5000 Festmetern pro Jahr sind wir nur ein kleines Sägewerk", umschreibt Alletsee bescheiden seinen Betrieb. Er kauft die Baumstämme aus dem Umkreis von 50 Kilometern - und das nicht nur, weil sonst die Transportkosten zu hoch wären: "Holz aus der
Region für die Region", lautet seine Devise.
Im Betrieb sind vier Mitarbeiter beschäftigt. Richard Trenkler-Freund ist einer von ihnen - er kam erst vor Kurzem hinzu. Anfangs wurde er am Sägegatter angelernt: Hier werden die Bäume in Balken und Bretter auseinander geschnitten. Doch die ganze Familie hilft mit - auch Seniorchef Josef Alletsee ist noch immer im Sägewerk aktiv.
Er arbeitet überall unterstützend mit, wo gerade jemand gebraucht wird. Seniorchefin Hildtraud kümmert sich derweil um Buchhaltung und Büroorganisation oder brutzelt zwischendurch das Essen für die ganz Mannschaft, während Ehefrau Petra sich neben ihrer Tätigkeit im Büro noch um den Nachwuchs kümmert. Auch wenn der studierte Holztechniker und Diplom-Wirtschaftsingenieur mehrere Jahre in Großbetrieben der Holzindustrie gearbeitet hat - und ihn gar schon ein schottisches Sägewerk als Berater angefordert habe: Er hängt an seinem kleinen Familienbetrieb und hat seine bodenständige und bescheidene Art behalten. Und so hat ihn sein Lebensweg wieder zurück zu seinen Wurzeln geführt. (ton)