'Reduktion' heißt die Ausstellung von Winfried Becker und Jürgen Meyer im AÜW-Infocenter Stadtsäge, die am 8. Oktober zur Kunstnacht gehört und am 23. Oktober (15 bis 17 Uhr) mit einer Finissage ausklingt. In dem Raum an der Iller wird Kunst unterschiedlich präsentiert. Manchmal ist, um möglichst viel unterzubringen, alles mit einem Stellwand-Labyrinth zugebaut. Wie der Titel verrät, suchen Becker und Meyer aber das Zusammenspiel mit dem fest Vorhandenen, zeigen ihre Werke mit und nicht gegen ihr schönes Quartier. Das Motto 'weniger ist mehr' geht voll auf. Es entsteht eine besondere Atmosphäre.
Die beiden Kemptener Künstler scheinen eine telepathische Verbindung zu haben. Ohne dass das gemeinsame Projekt schon ins Auge gefasst war, hat jeder für sich das Thema Säule eingekreist. 'Beton – es kommt drauf an, was man draus macht.' Dieser beschönigende Slogan der Bauindustrie stimmt hier tatsächlich. 'Winterernte' heißen Beckers Beton-Halme. Bambusartige Stelen, bei denen das zweckmäßige, vielverwendete Material plötzlich eine Würde und Ästhetik bekommt, die man ihm nicht zutrauen würde. Mit was für Tricks und Schalungen Becker den flüssigen Beton in solch unregelmäßige, lebendig gewachsene Formen bringt, verrät er nicht. Sieht jedenfalls nach viel Arbeit aus.
Zunächst beschäftigte sich der Bildhauer und Architekt mit Tierskulpturen. Nun ist seine Bildsprache einfacher und zugleich komplexer, universeller geworden.
Jürgen Meyer zeichnet mit Eisenchlorid. Ein Material, das nach dem Auftrag weiterlebt, sich ins Papier hineinfrisst und hineinrostet. Fortschritt und Zerstörung sind anwesend, man kann auch sagen: das Leben. Eines Tages werden von den Tapeten-Mustern, deren Rückseiten als Leinwände dienen (geheimnisvolle Titel wie 'Larne 7 5071-118' sind nichts anderes als die Namen der Tapeten), nur noch Gerippe, Torsi übrig sein. Wie von uns allen.
Christian Hof initiierte das Zusammenspiel und war Motor im Hintergrund war. Ohne Posten, aber mit Freude hat er einmal mehr die heimische Kunstszene erfrischt.
Geöffnet Montag bis Donnerstag von 8 bis 15.30 Uhr, Samstag 8 bis 11.30 Uhr. Bei der Kunstnacht am 8. Oktober ist Becker in der Stadtsäge anwesend, Meyer in seinem Atelier.