Wie die Gemeinde Wildpoldsried zu der Ehre kam, weiß Bürgermeister Arno Zengerle nicht: 'Wir haben uns nicht beworben, aber ich glaube, dass der Vorschlag aus Deutschland kam.' Genau genommen ist das aber auch zweitrangig. Aufs Ergebnis kommt es an. In diesem Fall ist das die Auszeichnung 'Un bosco per Kyoto' (Ein Wald für Kyoto), die die italienische Umweltvereinigung 'Accademia Kronos' in Rom heuer zum siebten Mal vergab. Und zwar nach Bundeskanzlerin Angela Merkel (2008), US-Präsident Barack Obama (2009) und dem ehemaligen US-Vizepräsident und Friedensnobelpreisträger Al Gore (2010) nun auch an Wildpoldsried.
'La motivazione del riconoscimento e relativa all’impegno della Comunita di produrre energia solo da fonti rinnovabili e di distribuirla ai comuni limitrofi, nonché di attivare una attenta politica di rispetto dell’ambiente naturale': Das ist die Begründung für die Vergabe des Preises an die Gemeinde Wildpoldsried im Original-Wortlaut. Will heißen: Das Dorf wurde ausgewählt, weil es ausschließlich aus erneuerbaren Quellen Energie erzeugt, diese auf benachbarte Orte verteilt und durch seine vorsichtige Politik respektvoll mit der Natur umgeht.
Freilich. Wer sich an die vergangenen Jahre zurück erinnert oder einfach einen Blick auf die Homepage von Wildpoldsried wirft, merkt schnell: An Auszeichnungen in Sachen Klimaschutz mangelt es der 2500-Seelen-Gemeinde nicht. Dennoch war Bürgermeister Zengerle mächtig stolz, als er am Freitag in Rom von Ennio La Malfa, Präsident der 'Accademia Kronos', die Auszeichnung entgegennahm. 'Wenn man sieht, wer den Preis schon bekommen hat, ist das eine besondere und tolle Auszeichnung', betonte Zengerle gegenüber der AZ am Telefon aus Rom.
'Alle dürfen stolz sein'
Mit Wendelin Einsiedler (Zengerle: 'Er hat bei uns am meisten in Sachen Windkraft und Biogas unternommen') und Klimaschutzbeauftragter Susi Vogl reiste der Rathauschef in Italiens Hauptstadt. 'Bis auf eine Dame aus China', so Zengerle, 'waren wir die einzigen Preisträger aus dem Ausland.' Dabei machte der Bürgermeister aber auch klar, dass der 'Wald für Kyoto' eben nicht an ihn, sondern an den ganzen Ort ging. Schließlich setzten sich hunderte Bürger dafür ein, dass Wildpoldsried beim Klimaschutz eine Vorreiterrolle übernimmt. Die Auszeichnung soll daher auch im Rathaus ausgestellt werden. Zengerle: 'Alle dürfen stolz sein.'
Bevor es am Samstag dann wieder nach Hause ging, hatte die dreiköpfige Delegation übrigens noch etwas zu erledigen: ein Treffen mit mehreren Bürgermeistern. Ihnen berichtete Zengerle unter anderem, wie Wildpoldsried zum mehrfachen Preisträger wurde – und zwar mit Projekten, die der Rathauschef heute als 'Meilensteine' bezeichnet. Beispielsweise der Bau der Dorfheizung und der Windräder, die gemeinsame Photovoltaik-Einkaufsaktion oder die Wildpoldsrieder Wasserlandschaften im Moor (WiWaLaMoor).