Was war das für ein Sommer? Den einen ist er – jetzt, Anfang Herbst – als besonders kühl und regnerisch in Erinnerung, die anderen sprechen von tollem Wetter, waren oft beim Radeln oder wandern. Wir hörten uns zunächst unter Passanten in Kempten um, fragten nach den individuellen Eindrücken. 'Wunderbar war’s', sagt beispielsweise Annelie Burmeister (64). 'Besonders der August war schön, ich habe viel mit den Enkelkindern unternommen.' 'Ich bin auf meine Kosten gekommen, war oft beim Wandern, Radeln und Bergsteigen,' stimmt die Kemptenerin Daniela Leidl (44) zu und fügt an. 'Es war meist nicht so heiß, das kommt mir gerade recht.' Nadine Wörle (32) hat hingegen den Eindruck, dass der Sommer 'viel zu kurz und verregnet war'. Sie sei selten mit Töchterchen Helena (2) im Freien gewesen.
Wie war’s denn nun wirklich? Einer, der es wissen muss, weil er zweimal die Woche draußen am Wochenmarktstand steht, ist Gärtner Walter Hiedl (53). Er erinnert sich an einen warmen Frühling, regnerische Juni- und Juliwochen und an schöne Augusttage. Vom Wachstum her sei es ein gutes Gemüsejahr gewesen. Es war offenbar auch ein gutes Jahr für Cafébesitzer und Eisverkäufer. Adriano Colle (39) vom Eiscafé Venezia in Kempten sagt: 'Im Juli war nicht unbedingt gutes Badewetter, viele Urlauber kamen in die Stadt und machten auch mal Pause.' Das Geschäft sei – im Gegensatz zu 2010 – bei ihm sehr gut gelaufen. Insbesondere die Nachfrage nach Bio-Eis sei gestiegen. Sein Eissommer ist nun fast vorbei: Am 9. Oktober gehen Colle und sein Team in die Winterpause – drei Monate ist er mit der Familie in Italien.
Dort, wo jetzt Eis über die Theke geht, werden dann Lebkuchen verkauft.
Mit der Produktion von Milch befasst sich hingegen Alfred Enderle, Kreisobmann der Oberallgäuer Bauern. Als Landwirt ist er freilich viel im Freien. Sein Eindruck vom Sommer? Nach einem trockenen Frühjahr hat es viel geregnet. 'Ja, es war phasenweise sehr feucht.' Insgesamt seien die Erträge eher unterdurchschnittlich. Der Wertacher befürchtet, dass im Winter das Heu knapp werden könnte und er Futter zukaufen muss. Es habe auch immer wieder Unwetter gegeben. 'Aber da sind wir im Oberallgäu heuer glimpflich davon gekommen.' Die drastischen Wetterumschwünge haben Soldatin Julika Rabe (23) aus Vechta (jetzt Kempten) überrascht. 'Das bin ich nicht gewohnt, dass es an einem Tag heiß ist und dann eiskalt.
' Die Freizeitmöglichkeiten habe sie im Allgäu jedoch sehr genossen und viel genutzt. 'Es ist hier sehr schön.'

"Eine großartige Stimmung, die es so nicht überall gibt"
Dan Przybyla (24) vom ERC Sonthofen im Interview
Von einer 'durchwachsenen Saison' spricht Kemptens Betriebshofleiter Uwe Gail. Wegen der starken Niederschläge Ende August habe beispielsweise die Treppe vor der Residenz instand gesetzt werden müssen: Die Stufen waren unterspült. Laut Gail habe man sich nach der Allgäuer Festwoche schwer getan mit der 'Rekultivierung' der Wiesen im Stadtpark. Doch Gail sagt auch, dass durch Hitzephasen im September die Grünflächen viel gegossen werden mussten.