Abteilung fünf: Wie die Stadt Füssen Verstorbene bestattet, um die sich sonst niemand kümmert

31. Oktober 2011 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Anne-Sophie Weisenbach

Der Friedhof der Vergessenen

Allerheiligen naht und der Friedhof gleicht einem Ameisenhaufen. Überall wird noch gepflanzt, geschnitten, ein Gesteck aufgelegt – es geht um den letzten Feinschliff, bevor am Dienstag die Familien zu den Gräbern ihrer Verstorbenen kommen. Doch was passiert mit den Gräbern der Verstorbenen ohne Angehörige? Ganz einfach: nichts! Sie sind schlichtweg nicht als Gräber gekennzeichnet. Die Abteilung fünf auf dem Waldfriedhof in der Augsburger Straße sieht karg und leer aus. Eine unebene, grüne Fläche mit einem verloren wirkenden Grabstein in der Mitte. 'In diesen Reihengräbern werden Menschen ohne zuständige Angehörige bestattet', erklärt Beate Dobmeier von der Friedhofsverwaltung. Und das genau so lange, wie es die gesetzliche Ruhefrist vorsieht. Urnengräber bleiben zehn Jahre bestehen, bei normalen Gräbern beträgt die Frist 15 Jahre.

Wenn ein Mensch stirbt und keine Angehörigen zu ermitteln sind, oder diesen die Kosten nicht zugemutet werden können, springt die Kommune ein.

'Es muss sich ja einer darum kümmern – und Sozialbestattungen sollen genauso würdevoll sein, wie andere auch', so die Verwaltungsangestellte. Daher seien sie eine wichtige Aufgabe der Stadt. Zwischen 2000 und 2400 Euro Kosten kommen pro Beerdigung in einem der Reihengräber auf die Kommune zu. Auf eine Kennzeichnung durch Kreuze oder Steine wird verzichtet. 'Wenn sich vorher niemand zuständig fühlt, wird es später auch nicht besser', sagt Thomas Klaus, der mit seinem Bestattungsunternehmen zuständig für den Waldfriedhof ist.

Wenn man die Gräber erkennen würde, müsste sie das Unternehmen ja auch pflegen. Zur Hälfte sei die Abteilung fünf voll. Im Laufe dieses Jahres haben laut Dobmeier einige Beerdigungen stattgefunden, bei denen die Stadt zuständig gewesen ist. 'Aber in der Regel sind solche Fälle überschaubar.' Zwischen zwei und vier Sozialbestattungen im Jahr seien normal.