Die Wirtschaft schwächelt auch im Westallgäu. Trotzdem gibt es positive Nachrichten. Die Einweihung der neuen Produktionshalle von RAWE Electronic in Weiler ist so eine. Der Bau mit rund 2000 Quadratmeter Fläche ist bei einem Kunden- und Lieferantentag offiziell seiner Bestimmung übergeben worden. Thomas Holderried, Vorstandsvorsitzender der Konzernmutter Demmel AG, sprach dabei von einem "wichtigen Zeichen in schwieriger Zeit."
Rawe ist ein führender Elektronikdienstleister. Das Unternehmen betreibt in Weiler eine hochautomatisierte Fertigung. Produziert werden elektronische Bauteile in großer Stückzahl, unter anderem für die Automobilindustrie. Intelligente Fertigung erlaubt es, auf dem Weltmarkt als Kostenführer anzutreten. Das Unternehmen habe keine Sorge, mit Fertigungen in China, Malaysia, Vietnam oder anderswo zu konkurrieren, so Holderried. Zweites Standbein ist Industrieelektronik. Kunden aus vielen Branchen, von der Medizintechnik bis hin zur Telekommunikation, bietet RAWE maßgeschneiderte Lösungen an.
Die neue Halle - Baukosten 1,5 Millionen - ist in acht Monaten in Stahlbauweise hochgezogen worden. Sie grenzt direkt an den bisherigen Bau und ist "optimal in den Produktionsprozess" einbezogen, wie Geschäftsführer Markus Hertkorn schilderte. Damit kommt das Unternehmen seinem Ziel ein Stück näher, die Produktivität in den nächsten drei Jahren erheblich zu steigern. "Wir wollen die Bedürfnisse unserer Kunden besser, schneller und zuverlässiger erfüllen als jeder andere Elektronikdienstleister", beschrieb Hertkorn den Anspruch von RAWE. Beim Bau geachtet worden sei aber auf Umweltschutz und gute Arbeitsbedingungen. Dazu gehören viel Tageslicht, ein angenehmes Raumklima und eine Heizung über Erdwärme. Mit dem Bau der Halle und der Übernahme der schweizerischen Tefag hat RAWE fast gleichzeitig zwei der größten Investitionen in seiner Geschichte getätigt.
Trotz schwieriger Lage, "weil wir uns nicht Angst machen lassen, sondern mit Mut und Zuversicht nach vorne schauen wollen", wie es Holderried formulierte. Dabei geht die wirtschaftliche Entwicklung auch an Rawe nicht spurlos vorüber. Seit November sind zunächst die Auftragseingänge aus der Automobilbranche eingebrochen. Mittlerweile seien "fast alle Industriesektoren betroffen". Was die Zukunft von RAWE angeht, ist Holderried gleichwohl von "großer Zuversicht beseelt". Vor allem deshalb, weil das Unternehmen in den 37 Jahren seines Bestehens ähnliche Krisen überstanden hat. 1991 war nach Jahren des Wachstums der Umsatz nach der Insolvenz wichtiger Kunden um über 40 Prozent eingebrochen. RAWE hat die Krise gemeistert und ist heute laut Holderried ein "finanziell grundsolides, wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen".
Der Erfolg sei in erster Linie dem Management vor Ort und den Mitarbeitern zu verdanken. Die werden nicht nur über den kontinuierlichen Verbesserungsprozess in das Unternehmen eingebunden. Sie werden auch über alle wichtigen Zahlen informiert und am Erfolg beteiligt, wie Holderried schilderte. Das zahlt sich in schwierigen Zeiten aus. "Die Mitarbeiter sind in schlechten Tagen bereit, den Gürtel enger zu schnallen, wenn sie erfahren haben, dass sie in guten Tagen am Erfolg beteiligt werden" (Holderried).