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Weißer Ring in Lindau unter neuer Leitung

Kriminalitätsopfer

Weißer Ring in Lindau unter neuer Leitung

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    Weißer Ring in Lindau unter neuer Leitung
    Weißer Ring in Lindau unter neuer Leitung Foto: Michael Scheyer

    'Ich hätte mir vorstellen können, die 25 vollzumachen', gibt Guido Brack zu. Aber er hatte sich vorgenommen, einen Nachfolger zu präsentieren, wenn die Zeit gekommen wäre aufzuhören. Jetzt, nach 22 ehrenamtlichen Dienstjahren als Leiter der Lindauer Außenstelle des Weißen Rings, hat er zwar die 25 Jahre noch nicht voll, dafür aber den Nachfolger gefunden. Deshalb tritt Guido Brack die Leitung an Hermann Jehnes ab. Der Verein Weißer Ring, gegründet 1976 von Eduard Zimmermann, steht Kriminalitätsopfern mit Beratung und Unterstützung bei. Ganz zurück zieht Guido Brack sich jedoch noch nicht, er möchte seinen Nachfolger unterstützen: 'Wenn er keine Zeit hat, dann mache ich es.' Ehrenamtliches Engagement kann man wohl nicht so leicht niederlegen wie einen Arbeitskittel.

    Seinen Dienst als Hauptkommissar der Grenzpolizei beendete er 1990. Im gleichen Jahr suchte der Weiße Ring einen Freiwilligen, der bereit wäre, die Außenstelle in Lindau aufzubauen. Ein ehemaliger Kollege schlug Brack vor. 'Ich habe dann auch nicht lange überlegt', erinnert er sich. Bei der Polizei liegt der Fokus auf dem Täter, den es gilt zu überführen.

    Brack reichte es aber nicht, das Opfer nur als einen Zeugen zu sehen: 'Meine Motivation war es, den Opfern zu helfen', erklärt er, warum er die Aufgabe damals übernahm.

    Erst einmal musste er sich ein Netzwerk aufbauen. Deshalb suchte er zum Beispiel den Kontakt zur Kriminalpolizei, die ihn dann an die Opfer vermittelte. Seine berufliche Vergangenheit war dabei natürlich eine Hilfe: Weil er bekannt war, stellte die Polizei ihm bei Bedarf Büros zur Verfügung, um die Gespräche mit den Geschädigten zu führen. 'Sonst hätten wir uns in einem Café treffen müssen', merkt Brack an.

    Das helfe den Hilfebedürftigen nicht dabei, sich zu öffnen. Das müssen sie aber, damit der Weiße Ring helfen kann: zum Beispiel mit einem Beratungsscheck für eine kostenlose Erstberatung bei einem Anwalt. Oder mit einem Antrag auf finanzielle Entschädigung nach dem Opferentschädigungsgesetz, bei dessen Antrag die Mitarbeiter helfen können. Über sich selbst verliert Guido Brack nur ungern Worte. 'Man darf die Sachen nicht an sich ranlassen', sagt er. Das gilt scheinbar auch für Fragen. Geht es um ihn selbst, fallen seine Antworten kürzer aus. Lieber spricht er über den Weißen Ring, seine Arbeit und was er für Hilfesuchende tun kann.

    Spurlos ist die Arbeit wohl doch nicht an ihm vorübergegangen: Leiser spricht er, wenn er vergangene Fälle aus dem Gedächtnis holt, die manch einem auf den Magen schlagen könnten. Aber im Gegensatz zu einem Polizisten, der natürlich alles wissen müsse, um den Täter zu überführen, müsse er als Berater nicht so tief graben. Das mache es etwas leichter. 'Freilich ist es sehr erfüllend', wenn er einem Opfer mal zufällig begegne und er sehe, dass alles in Ordnung sei. Aber über die Menschen, um die er sich kümmerte, spricht er nicht viel. Noch immer genießen sie seinen Schutz.

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