'Kempten – das wirtschaftliche Zentrum der Region': So lautet eines der fünf strategischen Ziele, die sich der Stadtrat bis zum Jahr 2020 gegeben hat. Wo steht die Stadt im Moment in Sachen wirtschaftlicher Entwicklung und was ist als nächstes zu tun? Darüber informierte Wirtschaftsreferent Dr. Richard Schießl im Stadtrat. Dabei zeigte die 'Bewertungs-Ampel' überwiegend auf 'grün' – also positiv. Nur einmal stach das 'Rot' heraus: beim Handlungsfeld 'Angebot an Gewerbeflächen'. Ein Auszug aus dem Wirtschaftsbericht:
Gewerbegebiete: 'Generell', so Schießl, 'seien die Gewerbeflächen in Kempten sehr endlich.' Auch beim geplanten 'Gewerbepark Leubas-Süd' hapere es: 'Da sind wir beim Erwerb der Flächen noch nicht soweit wie gedacht.' 'Brauchen wir das Gewerbegebiet auf der grünen Wiese überhaupt, wenn innerorts die Flächen der Bundeswehr frei werden?', fragte Grünen-Stadträtin Erna-Kathrein Groll. 'Wir haben doch insgesamt zu wenig Platz für die Ansiedlung von Unternehmen', meinte dazu Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer. Deshalb könne man auf nichts verzichten. Grundsätzlich, so der OB, bevorzuge man derzeit Firmen mit vielen Arbeitsplätzen, für große Lagerhallen habe man dagegen keinen Platz.
Um die Ansiedlung von Betrieben zu fördern, plädierte Stephan Prause (CSU) für eine Senkung des Gewerbesteuer-Hebesatzes.
Beschäftigte: Da hat Kempten im vergangenen Jahrzehnt einen großen Sprung gemacht (siehe Grafik): Die Beschäftigungszahl stieg von 2001 bis 2011 um rund 4500. Noch stärker kletterte die Anzahl der Einpendler. Damit sei klar, so der OB, dass Kemptens Wirtschaftskraft auch dem Umland zugute komme. 'Mehr Beschäftigte und trotzdem eine geringere Steuerkraft pro Kopf im bayerischen Durchschnitt?', fragte Dr. Philipp Jedelhauser (ÖDP), wie das zusammenpasse.
Viele Arbeitnehmer seien in Kempten im Dienstleistungssektor beschäftigt – mit vergleichsweise geringerem Verdienst und somit geringeren Steuerabgaben, nannte Netzer einen Grund. Für die Einpendler, mahnte Siegfried Oberdörfer (SPD) mehr Parkplätze an – beispielsweise in Parkhäusern in der Rottachstraße oder am Bahnhof. Wirtschaftsbeauftragter Herbert Karg plädierte dafür, die abendlichen Buszeiten zu verlängern, um den später Beschäftigten die Heimfahrt zu ermöglichen. Mehrere Stadträte sprachen sich für einen vierspurigen Ausbau der B 12 aus.
Einzelhandel: Rund 300 000 Menschen leben im Kerneinzugsgebiet der Geschäfte Kemptens, rechnete Schießl vor. Daraus resultiert für die größte Einkaufsstadt des Allgäus eine starke 'Zentralität'. So liege der Index bei 180. Zur Erklärung: 100 bedeutet, dass alle Kemptener in der Stadt einkaufen; 180 heißt, dass fast noch einmal so viele Käufer von außerhalb zum Einkaufen kommen. Der Bedeutung des Handels trage die Stadt durch vielerlei Aktionen Rechnung. Baulich soll heuer die Eingangssituation in die Brandstatt aufgewertet werden.