Internet: Vortrag über Gefahren der Mediennutzung für Kinder und Jugendliche in Westerheim

27. Oktober 2011 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
chris reichert

Ehepaar versucht seit über vier Jahren seinen Sohn von der Spielsucht im Internet zu befreien

Vor allem zahlreiche junge Eltern haben mit großem Interesse den Vortrag 'Mediennutzung -Mediensucht' in Westerheim verfolgt, der vom Pfarrgemeinderat organisiert wurde. Anders, als oftmals üblich, kamen keine Ärzte oder Sozialpädagogen zu Wort.

Die Referenten Christine und Christoph Hirte sind Eltern, die seit über vier Jahren versuchen, ihren Sohn aus den Fängen der Spielsucht im Internet zu befreien. Diese Sucht werde nach wie vor viel zu wenig ernst genommen und sei verbreiteter, als allgemein angenommen, so die Referenten. Derzeit seien nach Angaben von Experten etwa 2,8 Millionen Menschen in Deutschland onlinesüchtig, darunter bis zu 600 000 Kinder und Jugendliche. 'Unsere Gesellschaft tut so, als habe sie keine Probleme damit, denn die Sucht grölt, säuft und schlägt nicht, sondern Kinder und Jugendliche verschwinden nur einfach ganz unmerklich in eine Scheinwelt', ist das Ehepaar überzeugt. Daher forderten beide: 'Wehret den Anfängen.' Fernsehgeräte und Computer hätten ihrer Meinung nach im Kinderzimmer nichts zu suchen. Diese Geräte würden ins Wohnzimmer gehören, wo Eltern immer ein Auge darauf richten könnten.

In Ausschnitten zeigten die Referenten an diesem Abend Rollenspiele am Computer, bei denen Mord, Totschlag und Blutvergießen im Vordergrund stehen. Aber auch scheinbar harmlose Spiele seien gefährlich, etwa wenn ein Haustier zu versorgen oder ein Beet zu bepflanzen ist. Zum richtigen Zeitpunkt müsse gefüttert beziehungsweise gegossen werden.

Unter Zeitdruck

Ein Kind gerate dabei unter Zeitdruck, könne sich sogenannte virtuelle Helfer kaufen und habe dann wieder Zeit für andere Dinge. Hier ist aus Sicht des Ehepaars Abzocke vorprogrammiert. Wer einmal damit angefangen hat, könne sich dem hohen Suchtpotenzial nicht mehr entziehen, betonen Christine und Christoph Hirte. Hier erscheine die virtuelle Welt wesentlich attraktiver als die Realität. Oft verliere man zunächst die Kontrolle über die Zeit und später auch über das Leben.

Erste Anzeichen dieser Art von Spielsucht seien nachlassende Leistungen in der Schule und Augenringe. Auch das Interesse an Sport und Freizeit lasse nach.

Daher müssten Kinder klare Grenzen gesetzt bekommen, das gebe ihnen Halt und Sicherheit. Eltern sollten ihren Sprösslingen Alternativen aufzeigen. Ebenso sollten Maximalzeiten für alle Medien wie Fernseher, Gameboy und Playstation konsequent eingehalten werden. Kinder und Jugendliche müssten lernen, gezielt mit Medien umzugehen. 'Oft wird vergessen, dass nicht derjenige medienkompetent ist, der die unterschiedlichsten elektronischen Medien auf vielfältigste Weise zu nutzen weiß, sondern der, der frühzeitig und selbstbestimmt den Aus-Knopf findet', erklärt das Ehepaar.