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Von elf auf 360 Mitarbeiter

Handwerk

Von elf auf 360 Mitarbeiter

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    Von elf auf 360 Mitarbeiter
    Von elf auf 360 Mitarbeiter Foto: Matthias Becker

    Wie viele freie Tage Rita Neumann in den vergangenen Jahren gehabt hat? Ganz genau weiß sie es nicht. Jedenfalls können sie und ihr Mann Wolfgang jetzt etwas kürzer treten. Das Ehepaar hat die Leitung der Lindenberger Bäckerei Schwarz an ihren Sohn Thomas Neumann übergeben. "Die Arbeit", sagt Rita Naumann rückblickend, "hat immer Spaß gemacht".

    Für Thomas Neumann ist es eine zweite Karriere. Nach einem Mathematik- und Informatikstudium hat er zehn Jahre lang als Softwareentwickler gearbeitet. Von München aus war er deutschlandweit unterwegs. Die Firmenübernahme war dabei im Familienkreis immer wieder mal Thema. Konkret wurde es vor zweieinhalb Jahren. Da sagte Thomas Neumann seinen Eltern zu.

    Über Lehrgänge an der Bäckereifachschule will Thomas Neumann seine fachspezifischen Kenntnisse vertiefen. "Kein Industriezweig ist so just in time wie die Bäckerei", beschreibt er eine Herausforderung. "Herstellung, Logistik, Verkauf und Konsum findet alles an einem Tag statt".

    Als Geschäftsführer leitet er ein respektables mittelständisches Unternehmen. 44 Filialen werden tagtäglich beliefert, 360 Mitarbeiter beschäftigt, darunter drei Bäcker- und drei Konditormeister. Aktuell wird die Bäckerei in Lindenberg um rund 1200 Quadratmeter erweitert. Im April sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Trotz der Größe legen die Neumanns auf eins besonderen Wert. "Wir arbeiten noch so handwerklich wie ein kleiner Bäcker", sagt der neue Geschäftsführer. Gebacken wird frisch. Semmel und Brezeln kommen zwar als Teiglinge in die Filialen, aber auch die sind frisch zubereitet und nicht gefrostet. Investieren will Thomas Neumann nicht nur in den Betrieb, sondern auch in die Mitarbeiter. Ein Aus- und Weiterbildungskonzept entsteht gerade. "Wir wollen jungen Auszubildenden zeigen, dass es nicht bei einer Fachverkäuferin bleiben muss", spielt Thomas Neumann auf Karrierechancen an.

    Gelernte Müllerin

    Aktuell hat die Bäckerei sich mit einer Agentur einen neuen Marktauftritt erarbeitet. Grün ist jetzt die Firmenfarbe, der "Bäcker für Entdecker" der neue Slogan. Den Kunden immer wieder etwas Neues bieten ist der Antrieb der Neumanns.

    Als Rita und Wolfgang Neumann die Bäckerei vor 18 Jahren übernahmen, war das Geschäft noch mehrere Nummern kleiner. Damals hatte das Unternehmen eine Filiale und ein elf Beschäftigte. Für Rita Neumann war es ein Quereinstieg in die Branche. Sie stammt aus einer fränkischen Müller-Familie mit jahrhundertelanger Tradition. Für das Geschäft in Weismain gab es vor 20 Jahren keine Erweiterungsmöglichkeiten. Deshalb sah sie sich mit ihrem Mann nach einer Bäckerei um. "Wir hatten ja berufsmäßig Kontakt zu Bäckereien und viel mit Backwaren zu tun", blickt Rita Neumann zurück.

    In Lindenberg wurde sie zusammen mit ihrem Mann fündig. "Die Bäckerei Schwarz hatte einen guten Ruf", erklärt Rita Neumann, warum sie sich im Westallgäu niederließ.

    Das Unternehmen ist ihr Lebenswerk geworden. Ihr Mann bildete sich zum Bäckermeister weiter - es war der dritte Beruf. Zuvor hatte der gelernte Maschinenkonstrukteur schon eine Ausbildung zum Müllermeister absolviert. Unter den Neumanns entwickelte sich die Bäckerei zu einer der größten in Allgäu-Oberschwaben. Trotz der Größe haben die Neumanns den Bezug zum Handwerk nie verloren. Tagtäglich standen sie in der Backstube. Auch sonntags.

    Ganz verlassen haben Rita und Wolfgang Neumann den Betrieb noch nicht. Beide stehen ihrem Sohn mit Rat und Tat zur Seite. Schließlich hat ihnen ihre Arbeit immer Spaß gemacht.

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