Wie bringt man die Kemptener dazu, sich künftig dem Fluss zuwenden, mit dem sie seit jeher nichts zu tun haben wollen? Oder wie es Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer am Mittwochabend ausdrückte: 'Wie gelingt die bauliche Verknüpfung von der Stadt mit dem Fluss?' Vier Architekturbüros präsentierten dazu im Stadttheater ihre Pläne. Am besten gefielen laut Baureferentin Monika Beltinger der Jury die Ideen des Freisinger Büros 'Narr-Rist-Türk'. Dessen Masterplan wurde am Mittwoch eingehend vorgestellt und diskutiert. Am Ende gab es von allen Seiten Beifall zu dem 'visionären Projekt, das die Stadt die nächsten zehn bis 15 Jahre beschäftigen wird', so Beltinger.
Vor eineinhalb Jahren präsentierte der Verein der Altstadtfreunde seine Idee 'Iller erleben'. Danach wurden fleißig Vorschläge gesammelt und eine Planungswerkstatt ins Leben gerufen. Allerdings fiel auch so manche Idee ins Wasser: Dem schwimmenden 'Kultur-Kutter' und der künstlichen Surfer-Welle mitten in der Iller erteilte das Wasserwirtschaftsamt eine Absage. Bauten im Fluss bergen eine zu große Aufstau-Gefahr. Das bestätigte die Kritiker des gesamten Projekts, die schon immer vor dem 'reißenden Gebirgsfluss' und seiner drohenden Hochwassergefahr warnen.
Den Unkenrufern nahm Landschaftsarchitekt Martin Rist gleich zu Beginn den Wind aus den Segeln: 'Alle unsere Maßnahmen sind mit dem Wasserwirtschaftsamt abgesprochen.' Als gebürtiger Pfrontener wisse er, wie unberechenbar ein Gebirgsfluss sei. In vier Abschnitten stellte er seine Pläne vor:
Höhe Illerstadion: Die Bahn der Stockschützen wird vom Illerufer auf den Parkplatz südlich des Stadions verlegt. Die wegfallenden Stellflächen für Autos und Wohnmobile wandern auf die andere Illerseite auf den Großparkplatz an der Rottachstraße. Dort ist ein Parkhaus für die Autos geplant. An der Illerschleife am Stadion entsteht ein großes Freizeitgelände für Beachvolleyball, Spielplatz, Liegewiese, Bolzen, Grillen und Stufen zum Wasser.
Illersteg/Stadttheater: Der Illersteg wird nach Süden verlegt. An der Ostseite ist ein Café mit Strand vorgesehen. Außerdem erhält die Iller auf der Seite einen neuen Seitenarm, indem ein Graben in den derzeit ungenutzten Uferstreifen gezogen wird. Unterhalb des Stegs wird ein Becken (Röhre) einbetoniert, in der die Surfer ihre stehende Welle erhalten. Daneben fällt die 'Illerplatte' mit leichtem Gefälle in den Fluss ab. Gegenüber soll ein Balkon auf dem gleichen Höhenniveau wie der Theatervorplatz entstehen, der – bei gleichzeitigem Rückbau der Illerstraße – einen großen Platz vor dem Stadttheater schafft.
St.-Mang-Brücke: Statt des Parkplatzes ist am östlichen Ufer ein Café samt Tourist-Info und Strandterrasse davor geplant. Auf der westlichen Seite zwischen Brücke und AÜW-Gebäude soll eine Uferpromenade zum Lustwandeln und Verweilen einladen. Einen direkten Zugang zum Fluss verweigert das Wasserwirtschaftsamt: Die Gefahr, ins nahe Wasserkraftwerk gezogen zu werden, sei zu groß.
Höhe Pumpenhaus: Dort und nahe des Alten Holzplatzes soll der Damm abgesenkt werden, um den Zugang zur Iller zu ermöglichen. Der Hochwasserdamm wird jeweils nach hinten verlegt. 'An der Stelle wäre auch eine Sommerfähre zwischen den Ufern möglich', meint Rist. Am östlichen Ufer sollen Stufen einen Zugang schaffen.