Telefonverträge: Verbraucherzentrale Memmingen: Immer wieder Ärger am Hörer

10. August 2011 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
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Viele Probleme mit telefonisch geschlossenen Verträgen - Bilanz

Wer sich nicht übers Ohr hauen lassen möchte, muss am Telefon genau hinhören. Dies zeigt die Jahresbilanz der Verbraucherzentrale in Memmingen: Laut Leiterin Elisabeth Geiger resultierten etwa 70 Prozent der Anfragen aus Ärger mit Telekommunikationsanbietern - oft aufgrund telefonisch geschlossener Verträge. Mehr als 7000 Menschen nutzten im vergangenen Jahr Beratungs- und Vortragsangebote der Verbraucherzentrale in Memmingen.

Die Auseinandersetzungen mit Unternehmen der Telekommunikationsbranche drehten sich um undurchsichtige, hohe Rechnungen sowie fehlerhafte oder fehlende Leistungen. Auch wer am Telefon einem Anbieterwechsel zustimmte, hatte bei der Umstellung laut Geiger oft mit Problemen zu rechnen. Sich dem Unternehmen gegenüber durchzusetzen, gerate angesichts wechselnder Ansprechpartner in den Call-Centern zu einer zermürbenden Angelegenheit. "Wenn ein Vertrag am Telefon abgeschlossen wurde, muss der Anbieter den Kunden in Textform über sein Widerspruchsrecht und über wesentliche Vertragsinhalte informieren." Geiger empfiehlt, dieses Schreiben "genau durchzulesen und bei Schwierigkeiten oder Unklarheiten sofort zu widersprechen".

Unerlaubte Werbung

Viele Ratsuchende beklagten sich auch über die Belästigung durch unerlaubte Telefonwerbung: "Obwohl es seit 2009 ein Gesetz dagegen gibt, hat das kaum nachgelassen: Es werden Daten gesammelt und Verträge untergeschoben." Mit bis zu fünf solcher Verträge habe sie es täglich zu tun, "aber meistens kann man sich dagegen wehren". Grundsätzlich sind die Verbraucherzentralen für eine Lösung, nach der Verträge künftig schriftlich bestätigt werden müssen. Ähnliches gelte für das Internet, wo vor allem Jugendliche in "Abofallen" tappen: Dabei werden laut Geiger vermeintlich kostenlose Angebote durch versteckte Preishinweise zu kostspieligen Abonnements.

Missbrauch sei zunehmend im Bereich von Inkasso-Unternehmen festzustellen: Diese wandten sich in einschüchternden Schreiben an Verbraucher, um angeblich geschuldete Beträge einzutreiben. "Die Forderungen, die mir vorgelegt wurden, waren immer unberechtigt oder überhöht", so Geiger. Die Verbraucherzentralen wollen dagegen vorgehen und sammeln bis zum 30. September Erfahrungsberichte Betroffener.

Wenn der Preis steigt

Hilfe benötigten auch Fernreisende: "Wir haben immer häufiger Beschwerden, dass bei Flugannullierungen oder -verspätungen Ausgleichszahlungen oder Betreuungsleistungen wie Verpflegung oder Hotelunterbringung ausbleiben." Weiterhin fielen ins Beratungsspektrum neben Finanzthemen Fragen zum Bereich Energie - etwa zur Rechtmäßigkeit von Preiserhöhungen.

Viele Menschen suchten auch Orientierung in Sachen Versicherung. Experte Stephan Nuding, der einmal im Monat in Memmingen berät, nennt ein Beispiel: "Vor allem Informationen über die existenzielle Absicherung waren gefragt. Einen Schwerpunkt bildete dabei die Berufsunfähigkeit."