Stefan Wagner ist zeitweise Pirat. Fast täglich schlüpft der Informatikstudent aus Heimertingen (Unterallgäu) für einige Stunden in diese oder eine andere Fantasierolle. Auf dem Computermonitor kämpft er im Online-Rollenspiel League of Legends (LoL) weltweit gegen andere Spieler. Und diese Leidenschaft bringt ihn nun auch auf die andere Seite des Globus. Im Dezember startet er mit seinem fünfköpfigen Team Acer bei der LoL-Weltmeisterschaft in Südkorea. Anfang Oktober holte die Mannschaft den dritten Platz bei der Europameisterschaft in Warschau (Polen). Deutscher Meister wurden die Fünf heuer ebenfalls bereits. Qualifiziert hat sich die Mannschaft für die WM bei den World Cyber Games, der weltweit größten, jährlich ausgetragenen E-Sport-Veranstaltung für Computerspiele im Mehrspielermodus.
Um nun erst mal Vorurteile auszuräumen: Wagners Zimmer ist nicht komplett abgedunkelt. Es stapeln sich dort keine vergammelten Pizzakartons. Er hat reale Freunde.
Und seine LoL-Teamkollegen aus München sowie dem Darmstädter Raum kennt er persönlich – wenn auch mancher davon in der wirklichen Welt ganz anders sei, als in der virtuellen. 'Einer, der am PC immer Kontra gibt, ist dann zum Beispiel plötzlich ganz friedlich', sagt Wagner. Und: 'Wir haben uns zusammengefunden, weil wir ernsthaft spielen wollen.' Hinter LoL stecke viel Strategie. Ihn fasziniert vor allem, dass er dabei 'Situationen und Mitspieler richtig einschätzen muss, damit ich auch da bin, wenn mein Team mich braucht', sagt der Student.
Am PC übernimmt Wagner oft die Rolle eines Dschunglers. 'Das ist der einzige Charakter, der nicht auf einer festen Position ist, sondern die Mitspieler unterstützt, wo es nötig ist und den Gegner so überrascht', sagt er. Seine Figur ist ein Pirat namens Gangplank. Andere der rund 70 Charaktere sind Eisvogel Anivia, der Frostkugeln schießt, und Renekton, ein Krokodil, dessen Stärke mit seiner Wut wächst. Jede Figur hat bestimmte Fähigkeiten und kann etwa durch Zaubersprüche und Tränke Macht gewinnen.
Immer stärker wurde auch das Team um Stefan Wagner. Bei den World Cyber Games wurde schließlich der Computerhersteller Acer auf die fünf Anfang 20-Jährigen aufmerksam. 'Wir wurden gefragt, ob wir für sie spielen wollen', erzählt Wagner. Acer bekommt so einen Werbeträger und finanziert den PC-Spielern dafür unter anderem die Flüge zur WM oder PC-Hardware.

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'Ich bleibe allerdings lieber bei meinen gewohnten Sachen. Damit bin ich besser', sagt Wagner. Bis auf ein oder zwei Tage pro Woche trainiert er täglich bis zu drei Stunden mit seinem Team. Mit Aufwärmphasen und eigenem Training verbringt er an einem Tag etwa sechs Stunden vor dem PC. 'Früher war das mehr. Ich war fast ein bisschen süchtig', gibt er zu. 'Heute spiele ich effektiver.' Das heißt: Er zocke nicht mehr nur um des Spielens willen, sondern mit festen Leuten und konzentrierter auf seine Rolle.