Sie laufen los und finden ihr Zuhause nicht mehr, die eigenen Kinder sind ihnen plötzlich fremd: Die Anzahl der Demenzkranken steigt. Sind es derzeit 1,3 Millionen in Deutschland, wird sich ihre Zahl bis 2050 verdoppeln, verweist Christine Rietzler, Pflegedienstleiterin der Tagespflege Haldenwang, auf Prognosen beim gestrigen Besuch von Staatskanzleichef Thomas Kreuzer.
Demenz ist eine Erkrankung, die vor allem bei über 65-Jährigen auftritt. Angehörige beaufsichtigen den Dementen, der schon mal vergisst, dass er die Pfanne auf die heiße Herdplatte gestellt hat Der Kranke braucht also eine 24-Stunden-Betreuung. 'Das kann der Angehörige nicht leisten, sonst landet er selbst im Krankenhaus', macht Rietzler deutlich, dass eine Tagespflege den Betreuenden eine sinnvolle Entlastung sein kann.
Freilich ist sie nicht gratis zu haben, kostet in Haldenwang je nach Pflegestufe täglich (8 bis 16.30 Uhr) zwischen 49 und 66 Euro. 'Das kann sich nicht jeder jeden Tag leisten,' weiß Rietzler, auch, wenn er für den Angehörigen Pflegegeld bekommt. Das wiederum liegt zwischen 450 und 1550 Euro monatlich. In die höchste Pflegestufe werde der Demenzkranke, der oft äußerlich fit erscheint, aber selten eingestuft.
Die Kranken seien aber betreuungsintensiv, die Tagespflege im Haus der Diakonie in Haldenwang dementsprechend personalintensiv. 18 Teilzeitkräfte sind derzeit angestellt. Die Kosten für die 13 Tagespflegeplätze galoppieren davon. Die Gemeinde hat deshalb vergangenes Jahr beispielsweise ein Defizit von 9500 Euro getragen. 'So etwas ist einmalig in Bayern,' weiß Rietzler. Bürgermeister Klotz hält es für angebracht. Schließlich investierten die Gemeinden seit Jahren in Schulen und Kindergärten, jetzt gehe es um die optimale Versorgung von Senioren, die Pflege brauchen.
Doch die Pflegekräfte werden zur Mangelware, bedauert Rietzler, viele junge Leute würden aussteigen, unter anderem, 'weil sie eine große Verantwortung zu tragen haben, aber im Verhältnis schlecht bezahlt werden'. Eine ausführliche Dokumentationspflicht koste zudem Zeit, die letztendlich bei der Pflege fehle.
Das sei ein wunder Punkt, machte Kreuzer deutlich. Schwarze Schafe in der Branche hätten eine ausführliche Dokumentation nötig gemacht. Er wies auch auf berufsbegleitende Pflegekurse hin. Demenz werde weiterhin ein großes Thema in Deutschland sein, denn, so Kreuzer, 'wir werden immer älter'.