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Theaterkästle Altusried: Johanna Mayers Inszenierung von Schillers Räubern hat Stärken und Schwächen

Theaterkästle Altusried

Theaterkästle Altusried: Johanna Mayers Inszenierung von Schillers Räubern hat Stärken und Schwächen

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    Theaterkästle Altusried: Johanna Mayers Inszenierung von Schillers Räubern hat Stärken und Schwächen
    Theaterkästle Altusried: Johanna Mayers Inszenierung von Schillers Räubern hat Stärken und Schwächen Foto: Theaterfreunde Altusried

    "Opfer um Opfer! Amalia für die Bande!' Grausamer geht es nicht: Karl wird seine Geliebte Amalia töten. Der Tod ist der eigentliche Hauptdarsteller dieses dreistündigen Abends im Theaterkästle Altusried, dem die Premierenbesucher hochkonzentriert folgten. Das Revolutionsdrama 'Die Räuber' von Friedrich Schiller hat Regisseurin Johanna Mayer mit ihrem 13-köpfigen Ensemble der Theaterfreunde Altusried auf die Bühne gebracht. Ein absolut mutiges Unterfangen, hat sich die 29-Jährige doch dabei nur auf Schillers Text und ihre Schauspieler verlassen. Die haben Erstaunliches geleistet und teils Applaus im Stehen für ihr intensives Spiel bekommen. Kürzen hätte dem langen Fünfakter aber durchaus gutgetan.

    Zwei hohe schwarze Podeste, rechts von einem Cembalo (Benjamin Haug) flankiert, und wechselnde Hintergrund-Projektionen stellen das Bühnenbild dar. So viel Reduktion lassen einerseits wunderbaren gedanklichen und spielerischen Freiraum, doch wirken die Podeste andererseits so hineingerammt und sind so überdimensioniert hoch, dass sie dem Spiel oft mehr im Weg sind als ihm dienlich. Eine sportliche Leistung, allein schon hinaufzukommen, ein schier unmögliches Unterfangen, jemanden von oben am Kragen zu packen.

    'Schloss', 'Böhmische Wälder', 'Schenke' oder 'Ruine' – die Ortswechsel werden auf Papierbannern angezeigt, die Maskierte für jede Szene abnehmen und neu beschrieben werden. Brecht lässt grüßen und geht mit Schiller hier eine dankbare Allianz ein.

    Denn Brechts trockene Theatermittel bewahren die Inszenierung mit seiner pathetischen Schillerschen Gemütssprache davor, in ein tragisches Rührstück abzustürzen.

    Feinsinnig ausgearbeitet

    Und so gehen bei Johanna Mayer das Gebührlich-Manierliche (Amalia in Corsage wundervoll Kunstlieder singend, oder die Diener in Frack) und das Zeitgenössisch-Rebellische (die Räuberbande mit Maschinengewehren) eine friedliche Koexistenz ein. Wenn Sebastian Heerwart mit seiner natürlichen Präsenz als Erstgeborener Karl dynamisch die Bühne betritt, ist ihm nicht nur die Gefolgschaft seiner Räuber, sondern auch die der Zuschauer sicher.

    Feinsinnig ausgearbeitet ist die Verkörperung des zurückgesetzten Franz durch Volker Klüpfel, der auf herausragende Weise seine Intrige zwischen kindischem Zorn und dämonischer Verirrung bis an den Rand des Wahnsinns treibt. Lisa Hartensteins Amalia ist in Gestalt, Gebaren und anrührendem Gesang ein 'Feinsliebchen', das sich rührend um den Graf von Moor (Michael Marmon) kümmert aber auch Worte wie 'Verpiss dich' ausspuckt.

    Auch geht das Konzept auf, Karls Widerpart Spiegelberg, der die Räuber radikalisiert, mit einer Frau zu besetzen.

    Toll, wie Martina Schmidt-Klüpfel gleichzeitig derb-verführerisch die anderen Räuber (Roland Wintergerst, Florian Jungbold, Sebastian Weidmann, Fabian Klarer und Gotthard Eggensperger) aufwiegelt und andererseits lustvoll-grausam von der Vergewaltigung im Nonnenkloster spricht.

    Weitere Vorstellungen am 2., 3., 4., 9., 10., 11., 16., 17. und 18. März jeweils um 20 Uhr. Karten unter Telefon 01805/59 22 00.

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