Coronavirus: Steuersenkung auf Speisen: Allgäuer Gastronomen kritisieren Befristung auf ein Jahr

28. April 2020 12:54 Uhr von Julian Hartmann
Anton Schöll, Geschäftsführer vom 'Gaisbock' in Fischen.
Anton Schöll, Geschäftsführer vom "Gaisbock" in Fischen.
Benjamin Liss

Um die Gastronomie in der Corona-Krise zu unterstützen, hat die Politik die Mehrwertsteuer auf Speisen von 19 auf 7 Prozent gesenkt. Darum hatten sich die Gastronomen schon lange vor Corona bemüht. "Es war schon lang überfällig", meint Anton Schöll im Interview mit all-in.de. Er ist Geschäftsführer vom "Gaisbock" in Fischen. 

Kritik an Befristung 

Schöll meint, dass ihm die Senkung natürlich helfe. Allerdings glaubt er nicht, dass damit die Verluste der Betriebe ausgeglichen werden können. Vor allem die Befristung der Steuersenkung auf ein Jahr sei nicht ausreichend, kritisiert der 34-Jährige. Das sei jetzt "ein Tropfen auf den heißen Stein". Eine ähnliche Meinung hat auch Uli Brandl, Geschäftsführer des Restaurants "s'handwerk" in Sonthofen. Zwar ist er davon überzeugt, dass die Senkung der Mehrwertsteuer den Gastronomen langfristig gesehen helfen würde. "Ich glaube aber nicht, dass die Bundesregierung die Senkung auf Dauer durchziehen wird", sagt Brandl. 

Brandl: "Hoffentlich halten Gastronomen zusammen" 

In der Theorie heißt die Senkung: Zwölf Prozent mehr Gewinn für die Gastronomien. Allerdings gilt das nur dann, wenn auch die Preise gleich bleiben. Daher hofft Brandl auf eine gute Preispolitik und auf Zusammenhalt innerhalb der Branche, "dass nicht manche (...) die Preise um zwölf Prozent senken." 

Schöll: "Brauchen Perspektive"

"In erster Linie bräuchten wir dringend einen Exit-Plan", meint Anton Schöll, "also ein Datum, eine Zielsetzung, eine Perspektive (...) wie gehts weiter,  wann gehts weiter." Dazu sollte auch eine Marketing-Kampagne geschaltet werden, "um den Leuten die Angst zu nehmen, wieder ins Allgäu zu reisen." Die Gastronomien von heute auf morgen wieder zu öffnen, werde sicherlich nicht funktionieren, so Schöll. Auch um diverse Hygienekonzepte umsetzen zu können, brauche es Zeit und Planung: "Wir wollen strategisch aufmachen, durchdacht und mit einem richtigen Konzept." 

Vom Liquiditäts- zum Schuldenproblem 

Laut Brandl würden viele Betriebe ihre Pachten und Steuern momentan stunden. Dass werde jedoch später wieder auf die Gastronomen zurückfallen, meint er. Seiner Meinung nach werden deshalb viele Betriebe im Nachhinein "von einem Liquiditätsproblem in ein Schuldenproblem" kommen. Auch Schöll sieht das Problem nicht während der Schließungen, sondern in der Zeit danach. Ob er alle vier Betriebe halten kann, wisse er jetzt noch nicht. "Die große Frage wird sein: Können wir uns das in Zukunft noch so leisten?"