Als sich der junge Vulkaniseur bei "Reifen Satke" in Sonthofen vorstellte, da bekam die Tochter des Hauses Herzklopfen: "Der könnts vielleicht sein." Aber auch Siegfried Immler machte sich so seine Gedanken: "Nicht schlecht. Man kanns ja mal versuchen." Und so fasste er sich alsbald ein Herz und fragte "Fräulein Traudl", ob sie mit ihm spazieren gehen wolle. "Tanzen konnte ich nicht." Sie sagte ja, und wenig später sagte sie auch ja in der Kirche. Das ist 50 Jahre her. Zur Goldenen Hochzeit gratulierte jetzt Sonthofens dritter Bürgermeister Wolfgang Deppe bei einer kleinen Feier im Spitalcafé.
Mit den Immlers ließen sich drei weitere Hochzeitsjubilare sowie ein Geburtstagkind mit Kaffee und Kuchen verwöhnen und Geschenken überraschen. Kreisrat Josef Zengerle überbrachte zusätzlich Glückwünsche des Landrats an das "eiserne" Paar Bruno und Elisabeth Böhm: Sie haben vor 65 Jahren geheiratet. Kennengelernt hatten sich die beiden 1942 auf dem Bahnhof in Bayreuth. Der Soldat aus dem Sudetenland wollte seine Schwester abholen, die junge Rotkreuzhelferin ging mit der Sammelbüchse herum.
Knopf in die Sammelbüchse
"Der wollte mir einen Knopf reinwerfen", lächelt Elisabeth Böhm. Aber offenbar ein gelungener Anmach-Trick, um das hübsche blonde Mädchen für sich einzunehmen. Denn bereits wenige Tage später waren sie zum Kahnfahren verabredet. Ein Jahr nach Kriegsende wurde geheiratet, das Ehepaar zog mit der Bundeswehr nach Sonthofen.
Und wie hält man es 65 Jahre miteinander aus? Bruno Böhm blitzt der Schalk aus den Augen: "Wir haben uns geprügelt." Dann wird er ernst: "Wir haben uns immer gegenseitig geachtet." Ein halbes Jahrhundert sind Karl und Eugenia Bosch verheiratet. Auch bei ihnen hats gepasst: "Sonst wären wir nimmer beisammen", meint die Jubelbraut. Und wie haben sie zueinander gefunden? Ehemann Karl ganz lässig: "Das hat sich so ergeben." Der Käser aus Ettensberg (Gemeinde Weitnau) war damals viel im Westallgäu unterwegs und schaute auch des Öfteren auf dem elterlichen Hof der jungen Eugenia vorbei. Und eines Tages nicht mehr nur wegen der Geschäfte.
Ein Geschäft betrieb auch Georg Zobel in Oberstdorf: Haushalts- und Eisenwaren. Doch nicht er, sondern eigentlich sein Hund hatte die Ehe angebahnt. Denn der Vierbeiner wartete jeden Mittag ungeduldig auf die vorbeilaufenden Schüler und mehr noch auf die nicht verzehrten Brotzeiten. Und zu den Schülern gehörte auch Anna Elisabeth. Zobel lud das junge Mädchen zum Essen ein und führte sie 1961 zum Traualtar. Ihr Tipp für eine lange Ehe? Die beiden gönnten sich in vielen Jahren immer eine kleine "Ehepause": wenn er mit dem Rucksack auf Reisen ging. Heute freut sich Georg Zobel (88), wenn er in Ruhe seine selbst gedrehten Filme von seinen Aufenthalten in Griechenland, der Türkei oder Israel sehen kann. Seine Ehefrau besucht derweil Tochter und Enkelin, die "auch so eine Reisetante ist".
Sie gehen dann Gassi mit dem Hund oder spazieren. Gern im Freien unterwegs ist auch Hedwig Herrle, wenn auch "nicht so flott". Die 90-Jährige braucht inzwischen einen Rollator. Für ihr hohes Alter hat sie kein Rezept: Sie habe "ganz normal" gelebt: "Da denkt man doch gar nicht dran." Die frühere Werkschreiberin bei Bosch lebt seit 30 Jahren in Sonthofen. Wenn das Wetter mal nicht so gut ist, setzt sie sich gern vor den Fernsehapparat. Eine Lieblingssendung habe sie nicht, sie schalte lieber "wild hin und her".