Seit Wochen sind an den Zapfsäulen Höchstpreise für Diesel und Benzin zu bezahlen. Das ist für Privatfahrer ein Thema – aber vor allem auch für jene Betriebe, für die PKW oder LKW existenziell notwendig sind.
'Die hohen Preise treffen uns hart', stellt beispielsweise der Geschäftsführer der Caritas Sozialstation Westallgäu, Bernhard Weh, fest. Die Sozialstation versorgt pflegebedürftige Menschen im gesamten Westallgäu. 23 Fahrzeuge sind im Einsatz, rund 350 000 Kilometer werden jährlich gefahren. Innerhalb eines Jahres sind hier die Kosten für Benzin um rund 15 000 Euro gestiegen – eine Weitergabe dieser Steigerung ist nicht möglich, denn die Pflegesätze sind festgelegt. Politik und Kostenträger sieht Weh gefordert, denn: 'Wir tun bereits alles, um die Benzinkosten gering zu halten.' So erfolgt die Routenplanung per Computer, um möglichst kurze Fahrstrecken zu haben. Allerdings gilt es auch, Kundenwünsche und die Arbeitszeiten der Mitarbeiter zu berücksichtigen. Letztere werden regelmäßig geschult, um eine energiesparende Fahrweise zu erreichen.
Auch mit Fahrzeug-Alternativen hat sich die Sozialstation schon beschäftigt, aber: 'Elektro-Autos sind noch zu teuer und für Erdgas-Fahrzeuge fehlt in Lindenberg eine Tank-Möglichkeit', so Weh.
'Die Benzinpreise belasten uns sehr', stellt auch Aaron Wild fest. Der Inhaber von '4444 Taxi' und 'Taxi Nägele' hat 18 Fahrzeuge im Westallgäu und in Oberstaufen im Einsatz, die zusammen bis zu 200 000 Kilometer pro Monat fahren. Auch er kann die höheren Kosten für den Sprit nicht weitergeben, denn: 'Die Tarifordnung gibt uns das Landratsamt vor.' Gespräche hat es bereits gegeben, 'man sieht dort auch die Problematik', weiß Wild. Allerdings: Ob und wann die Taxi-Preise steigen dürfen, ist noch nicht festgelegt.
So versucht er, Fahrten zusammen zu legen. 'Wir hatten vorhin eine Fahrt nach Scheidegg und in einer halben Stunde dort auch eine Abholung. Also bleibt das Fahrzeug gleich dort', erläutert Wild. Elektro-Autos sind auch für ihn noch keine Alternative: 'Die Reichweite reicht noch nicht und die Kosten sind noch zu hoch', so Wild. Einziger Pluspunkt: Er betreibt seine eigene Tankstelle und spart sich so die Marge von Konzernen und Tankstellen-Pächtern. Aber: 'Mein Einkaufspreis steigt genauso an.'
Auch Robert Held kann die gestiegenen Kosten nicht an seine Kunden weitergeben. Der Inhaber von 'Omnibus Held' in Lindenberg hat vor Weihnachten seinen Katalog für 2012 zusammengestellt und die Preise festgelegt. Eine nachträgliche Erhöhung? 'Das können wir nicht machen', weiß Held. Auf Schulbus-Strecken sei eine Fahrpreis-Erhöhung sogar vertraglich ausgeschlossen: 'Die Preise sind fix bis zum Ende des Schuljahres.'
Einbruch beim Ertrag
Beim Thema 'Spritpreise' könnte Walter Müller aus der Haut fahren. 'Im Vergleich zu 2010 liegt der Dieselpreis jetzt um 25 Prozent höher', sagt der geschäftsführende Gesellschafter der Opfenbacher Spedition Max Müller. 'Wir können bei den Kunden zwar einen Dieselzuschlag erheben, aber wir hinken da immer hinterher.
Insgesamt bedeuten die derzeitigen Preise für uns einen dramatischen Einbruch beim Ertrag.' Kein Wunder: Insgesamt 80 Lastwagen hat die Spedition auf der Straße, und im vergangenen Jahr wurden rund 1,4 Millionen Liter Diesel verbraucht. Eine Konsequenz hat Walter Müller deshalb schon gezogen: 'Wir wollen beim Güterfernverkehr nicht mehr expandieren, denn dort macht der Treibstoff 30 Prozent der Kosten aus.'