Startseite
Icon Pfeil nach unten
Welt
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Sonderausstellung dokumentiert die enormen Liegenschaften der Reichenberger Textilunternehmer Liebieg

Isergebirgs-Museum

Sonderausstellung dokumentiert die enormen Liegenschaften der Reichenberger Textilunternehmer Liebieg

    • |
    • |
    Sonderausstellung dokumentiert die enormen Liegenschaften der Reichenberger Textilunternehmer Liebieg
    Sonderausstellung dokumentiert die enormen Liegenschaften der Reichenberger Textilunternehmer Liebieg Foto: Isergebirgs-Museum

    Was die Spinnerei und Weberei für Kaufbeuren war, das war die Firma Johann Liebieg & Comp. für Reichenberg im Sudetenland – allerdings in ganz anderen Dimensionen. Während in der Wertachstadt zu Spitzenzeiten rund 1000 Menschen in der Textilfabrik beschäftigt waren, waren es bei Liebig rund 5000 Angestellte. Entsprechend prägend waren die Fabrik- und Wohnbauten des Unternehmens für das Reichenberger Stadtbild. Petra Sternova vom Nationalen Institut für Denkmalpflege im heutigen Liberec hat die Bautätigkeit der Liebiegs dokumentiert und die Ergebnisse in einer Wanderausstellung zusammengefasst. Diese ist nun bis 6. Mai im Isergebirgs-Museum in Neugablonz zu sehen.

    Mit ansprechenden Stellwänden, auf denen historische Aufnahmen und Pläne aktuellen Ansichten gegenübergestellt sind, macht die Ausstellung deutlich, wie intensiv und vielgestaltig die Bautätigkeit der Liebiegs zwischen der Firmengründung und ihrer Vertreibung aus dem Sudetenland nach dem Zweiten Weltkrieg war. Neben den weitläufigen Fabrikanlagen, von denen heute kaum noch etwas erhalten ist, wurde ein kompletter Stadtteil, die sogenannte Liebieg-Stadt, aus dem Boden gestampft. Es entstanden Wohnblöcke und Häuschen für die einfachen Arbeiter sowie stattliche Fachwerkhäuser für die leitenden Angestellten.

    In der Liebieg-Stadt gab es Geschäfte, Schulen, ein Krankenhaus, einen Klosterneubau, von dem aus die sozialen Einrichtungen betreut wurden, und sogar eine eigene, stattliche Pfarrkirche.

    Doch vor allem mit ihren eigenen Wohnsitzen und Projekten setzten die Liebiegs architektonische und städtebauliche Marksteine. Eines der bedeutendsten Beispiele des Historismus verdankt Reichenberg Johann Liebieg dem Jüngeren. Sein 1871/72 erbauter Familiensitz im Stil der italienischen Renaissance wurde aufgrund seiner Größe auch 'Liebiegs Palais' genannt. Es ist heute Sitz der Regionalgalerie Reichenberg/Liberec. Sein Bruder Heinrich, ein engagierter Kunstsammler und Mäzen, favorisierte dagegen den Baustil des Mittelalters.

    Er ließ oberhalb von Reichenberg die 'Hohenhabsburg' bauen, ein Restaurant mit Aussichtsturm nach dem Vorbild einer Ritterburg – und aus Steinen eines mittelalterlichen Hauses, die von Nürnberg nach Reichenberg geschafft wurden. Eine spätmittelalterliche Burg war auch das Vorbild für die Villa von Liebiegs Enkel Theodor. Das weitläufige Gebäude in der Gablonzer Straße entstand zwischen 1897 und 1912. Dort verbrachte auch Paul Ernst Freiherr von Liebieg seine Kindheit. Der Nachkomme der Industriellenfamilie (Jahrgang 1931) war zur Ausstellungseröffnung nach Neugablonz gekommen.

    Er zeigte sich stolz auf die Leistungen seiner Vorfahren, die nicht nur in der Sonderausstellung, sondern auch in der Dauerausstellung des Isergebirgs-Museums dokumentiert sind. Zudem bedauerte er den Niedergang der Textilindustrie in Europa, der weder vor Reichenberg noch vor Kaufbeuren Halt gemacht hat.

    Die Ausstellung 'Textilbarone als Bauherren – Die Liebiegs in Reichenberg' im Isergebirgs-Museum im Gablonzer Haus dauert bis zum 6. Mai und ist täglich außer Montag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Zusätzlicher Öffnungstag ist der 9. April (Ostermontag). Geschlossen bleibt das Museum am 21. Februar (Faschingsdienstag) und 6. April (Karfreitag).

    www.isergebirgs-museum.de

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden