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"Sehen darf nicht anstrengen"

Gestratz

"Sehen darf nicht anstrengen"

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    Über 50 Jahre lang verlief das Leben von Willi Baur gradlinig. Vor drei Jahren kam der Umbruch. Er machte sich als Sehtrainer selbständig. Der gebürtige Gestratzer machte eine Ausbildung bei Mayser-Milz zum Betriebsschlosser, absolvierte später die Meisterprüfung und wechselte vor 30 Jahren zu Hochland. Er gründete eine Familie, hat inzwischen zwei erwachsene Söhne.

    Neben seinem Beruf absolvierte er die Ausbildung zum Maschinenbautechniker, wechselte 1994 zu Natec und wurde dort Leiter der Konstruktionsabteilung. Bis zum Prokuristen brachte es Baur, der dank seines Berufes die Welt gesehen hat.

    Inzwischen ist Baur 55 Jahre alt. Doch auf sein Rentnerdasein richtet sich der Gemeinderat nicht ein. Vielmehr gab es vor knapp drei Jahren einen heftigen Umbruch in seinem Lebenslauf. In Abstimmung mit der Hochland-Geschäftsleitung verließ er Natec und machte sich mit der "Augenschule Allgäu-Bodensee" selbstständig.

    Nicht ohne Brille vor die Tür

    Das Thema lag für Baur nahe. Schon mit drei Jahren bekam er seine erste Brille mit einem Dioptrienwert von 3,5. Sein rechtes Auge hatte eine leichte Schielstellung, die gleich zweimal operativ korrigiert werden sollte. Doch wirklich geholfen hat das nicht. "Ohne Brille habe ich mich früher nicht vor die Tür getraut. Nicht wegen der Sehstärke, sondern um meine Schielstellung dahinter zu verstecken". So kaufte er sich mit 18 Jahren ein Buch mit Augenübungen und mit 35 das Buch "Natürlich besser sehen" von Janet Goodrich. "Das war der endgültige Einstieg in die Thematik", so Baur heute.

    In den Jahren 2005 und 2006 ließ er sich in Bad Vilbel zum "Sehtrainer" ausbilden - eine Bezeichnung, die es in Deutschland offiziell noch gar nicht gibt. Doch gemeinsam mit rund 130 anderen Sehtrainern hierzulande will er helfen, dass das Sehen funktioniert. "Sehen darf nicht anstrengend sein. Wenn doch, dann ist eine Brille oder Training gefragt". Und zu letzterem will Baur mit Kursen und Seminaren anregen.

    Vor allem Firmen spricht er an, die ihre Mitarbeiter hinsichtlich der "visuellen Ergonomie am PC-Arbeitsplatz" unterstützen wollen. Die ersten Kurse hielt er bei seinem ehemaligen Arbeitgeber, inzwischen hat Baur unter anderem auch bei Liebherr und EADS die Sensibilität hinsichtlich der Augen geweckt.

    Zudem hält er Vorträge und bietet seine Tages- und Abendseminare über Volkshochschulen und das katholische Bildungswerk an.

    Stress wirkt sich aufs Sehen aus

    Die Teilnehmer erfahren, welche Auswirkung Stress auf die Sehleistung haben kann, aber auch, wie wichtig das Sonnenlicht für die Augen ist. Mit gezielten Übungen zur Stärkung der Augenfunktionen und zur aktiven Entspannung gestaltet er die Kurse lebendig. So können die Teilnehmer ohne einen Trick plötzlich ein Loch in ihrer Hand sehen. Hier, wie bei vielen anderen Übungen, demonstriert Baur, welch große Rolle das Gehirn beim Sehen spielt.

    Speziell an Altersweitsichtige wendet sich Baur ab 11. November erstmals mit einem mehrmonatigen Trainingsangebot. Zu Beginn und am Ende erfolgt eine Vermessung der Augen bei einem Lindenberger Optiker. So sollen objektive und auch subjektive Veränderungen dokumentiert werden. 14-tägig trifft sich die Trainingsgruppe dazwischen in Gestratz.

    Sein gänzlich anderes Arbeitsgebiet hat ihn verändert, das spürt Willi Baur: "Ich bin sehr ausgeglichen." Nun stehe der Mensch im Mittelpunkt seiner Arbeit, nicht mehr die Technik.

    Informationen im Internet:

    www.augenschule-allbo.de

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