Es war im Jahr 1978. Verkleidet als Polizist, Cowboy, Bauarbeiter und Indianer hüpften die 'Village People' zu ihrem Hit 'Y.M.C.A.' über die Bühnen und erlangten so Weltruhm. Lustig und nett fand man sie in ihren Kostümen. Und irgendwie so – schwul. Mathias Zobel muss beim Gedanken an den Polizisten lachen. 'Ja, mag sein', sagt er, 'dass viele da noch Assoziationen haben.' Mathias Zobel hat damit Erfahrung. Denn er ist Polizist. Und er ist schwul.
- gegründet. Den Ausschlag hatte für den Polizisten ein bestimmter Vorfall gegeben: Mathias Zobel durchsuchte einen Verdächtigen auf Drogen. Der Mann – er wusste, dass der Beamte schwul ist – meinte: 'Was, wenn ich sage, dass du mich angefummelt hast?' Für Mathias Zobel war klar, dass er sich in der Situation korrekt verhalten hatte. Aber irgendwie blieb ein Beigeschmack. Er wandte sich an die Gleichstellungsbeauftragte der Polizei, die ihm jedoch nicht weiterhelfen konnte.
'Wie die Jungfrau zum Kind kam ich dann zu Velspol', erinnert sich der heute 27-Jährige. Und weil es von dem bundesweiten Verband noch keine bayerische Organisation gab, gründete er mit Johannes Träumer kurzerhand eine.
Nicht nur, um eine Anlaufstelle zum Austausch zu schaffen, sondern auch, um Hilfestellung in rechtlichen Fragen geben und sich für seine Belange einsetzen zu können. Beispielsweise die Gleichstellung im Dienstrecht.
'Am Anfang', erinnert sich der 27-Jährige, 'waren die Fronten verhärtet.' Vom Innenministerium habe der Verband gar keine Reaktion erhalten und von diversen Präsidien habe es geheißen: 'Bei uns gibt es keine Probleme.' 'Also', sagt Mathias Zobel, 'konzentrierten wir uns auf die Vernetzung der Mitglieder.' Aus fünf vor drei Jahren wurden so bis zur offiziellen Verbandsgründung jetzt knapp 40 Mitglieder. Ihnen sei es vor allem wichtig zu wissen, dass sie nicht alleine sind.
Schnell der Handtaschenträger
Doch warum ist diese Vernetzung so notwendig? Und ist Homosexualität bei der Polizei so viel schwieriger als in anderen Berufen? 'Die Polizei ist eine Männerdomäne', weiß Mathias Zobel. 'Als Schwuler ist man da schnell der Handtaschenträger mit gebrochenem Handgelenk – auch, wenn es eben nicht so ist.' Der 27-Jährige entschied sich für Offenheit: Seine Kollegen wussten stets von Anfang an, dass er schwul ist. Johannes Träumer dagegen 'outete' sich erst vor etwa drei Jahren. 'Davor hatte ich Angst', sagt er. Angst vor den Reaktionen. Angst vor Anfeindungen. Angst davor, in dieser Männerdomäne erneut anfangen zu müssen, sich zu behaupten. So wie viele andere Kollegen, die er über Velspol kennengelernt hat und deren Geschichten ihn zunächst darin bekräftigt haben, weiter zu schweigen.
Im Nachhinein unbegründet, wie der 31-Jährige heute weiß: 'Ich habe letztlich nur gute Erfahrungen gemacht.' Zumal das Versteckspiel und die Lügen für ihn eine große Belastung gewesen seien.
Heute stehen Mathias Zobel und Johannes Träumer über solchen Dingen. Und mit den Kollegen kommen sie gut klar. Denn mittlerweile, sagen die beiden, 'redet man mit uns und nicht mehr über uns'.