Osmana ist mit fünf Monaten schon ein kleiner Star. Als wüsste sie, dass es um sie geht, folgt sie neugierig der Kamera. Selbst als das Haflingerfohlen munter über die Wiese trabt, blickt es zielgerichtet zum Objektiv. Mit diesen Starqualitäten hat Osmana auch beim schwäbischen Haflinger- und Edelbluthaflinger-Fohlenchampionat in Schwangau überzeugt. Mit neun von zehn Punkten gewann sie bei den Stutfohlen.
Doch was macht ein Fohlen zum Sieger? Darüber sprachen wir mit Osmanas Züchter, dem Schwangauer Ludwig Köpf, unter anderem Vorsitzender der Allgäuer Haflingerzuchtgenossenschaft. Herr Köpf, was muss ein Fohlen können beziehungsweise haben, um prämiert zu werden?
Köpf: Es muss ein ansprechender Typ sein. Es braucht zum Beispiel ein hübsches Gesicht. Es soll sportlich aussehen und viel Gangvermögen in allen drei Grundgangarten - Schritt, Trab und Galopp - besitzen. Die Gliedmaßen sollen klar und ohne Fehlstellungen sein. Auch die Mutter fließt zu 20 Prozent mit ein.
Warum kommt es gerade darauf an?
Köpf: Das hübsche Aussehen macht den Haflinger zuerst mal sympathisch. Die Gänge sind wichtig, weil ein Pferd ein Bewegungstier ist. Das heißt, es soll gut vorwärtskommen. Dafür muss der Bewegungsablauf schwungvoll und elastisch sein. Damit es als Kutsch- oder Reitpferd lange gesund bleibt, muss es Schub aus der Hinterhand entwickeln können.
Bei den Gliedmaßen sind starke, klare Gelenke wichtig, denn sie müssen bei einem Lauftier gewissen Belastungen standhalten.
Braucht ein Haflinger nicht auch eine bestimmte Farbe?
Köpf: Ja. Er muss helles Langhaar - sprich Mähne und Schweif - haben. Das Fell soll fuchsfarben sein. Aber Fehlfarben sind heute selten. Sie wurden weitgehend raus gezüchtet.
Was wäre eine Fehlfarbe?
Köpf: Wenn Mähne und Schweif auch fuchsfarben sind.
Nun gingen beim Fohlenchampionat Haflinger und Edelbluthaflinger an den Start. Wo ist da der Unterschied?
Köpf: Ein Haflinger darf nur 1,56 Prozent Fremdblutanteil haben. Alles was darüber ist, gilt als Edelbluthaflinger. Deren Anteil liegt derzeit in Bayern bei 70 bis 80 Prozent. Mit dieser Rassenteilung ging es in den 1960er und 1970er Jahren los. Damals wurden oft Araberhengste eingekreuzt, um schneller rittige und sportliche Haflinger zu bekommen. Ab 2013 ist die Rassenteilung endgültig. Aber für den Laien wird Haflinger wohl einfach Haflinger bleiben. Letztlich kommt es ohnehin auf das Pferd selbst an und ob man damit gut arbeiten kann.
Wie lange züchten Sie schon Pferde?
Köpf: Seit 1982. Da habe ich den Bauernhof meiner Eltern übernommen und das Erste, was ich getan habe, war einen Haflinger anzuschaffen. Ich bin mit Kaltblütern aufgewachsen. Aber dann hatten wir fast 20 Jahre keine Pferde mehr.
Wie geht es für Osmana weiter?
Köpf: Das wird sich zeigen. Beim süddeutschen Fohlenchampionat in München hat sie Ende August den achten Platz belegt und wurde dort auch verkauft. Endgültig sieht man aber erst im Alter von drei Jahren, ob ein Pferd hält, was es als Fohlen versprochen hat. Ist das bei Osmana der Fall, folgt vermutlich die Stutbuch-Eintragung. Pferdezucht ist spannend. Das beginnt schon bei der Auswahl des Hengstes. Dann heißt es elf Monate warten und schauen, was heraus kommt. Aber selbst wenn ein Fohlen ein Championat gewonnen hat, heißt das noch lange nicht, dass das so weitergeht.
Das hängt immer davon ab, wie es sich am entscheidenden Tag präsentiert und ob es gut drauf ist. Ein Fohlen kann man noch nicht trainieren.